Die Kriegsverbrechen der israelischen Armee reichen zurück bis in die Zeit ihrer Vorgänger Haganah und Irgun, also in die Zeit vor der Gründung des Staates Israel im Mai 1948.
England hatte nach dem Ersten Weltkrieg vom Völkerbund den Auftrag zur Verwaltung Palästinas erhalten, nachdem das Osmanische Reich zusammengebrochen war.
Der britische Außenminister Balfour hatte den Juden zwar 1917 die Unterstützung bei der Gründung einer “nationalen Heimstätte” in Palästina zugesichert. Als Mandatsmacht tat England später aber wenig dafür.
Die zionistische Bewegung war stark an einer möglichst großen jüdischen Einwanderung nach Palästina interessiert. Von der arabischen Mehrheit im Land wurde eine jüdische Einwanderung abgelehnt. England versuchte die entgegengesetzten Interessen zu balancieren.
Mit dem Zweiten Weltkrieg wurde England für die Juden in Palästina zum Partner wider Willen: Hitler war eine größere Gefahr als die britischen Besatzer. Mit dem Sieg der Alliierten über Hitler war diese Partnerschaft beendet.
England verweigerte noch immer eine massenhafte jüdische Einwanderung – selbst nach dem Völkermord des Holocaust. Der Konflikt war programmiert.
Damit begann der Kampf des jüdische Untergrunds gegen die englische Mandatsmacht.
Man wollte frei sein von der britischen Besatzung – und griff auf terroristische Mittel zurück.
Ermordung von Lord Moyne in Kairo
Der britische Konsul in Ägypten, Lord Moyne, hatte sich einerseits für die Teilung Palästinas in einen jüdischen und arabischen Teil ausgesprochen. Andererseits war er gegen eine größere jüdische Immigration nach Palästina. Unter anderem bat er im Frühjahr 1942 die türkische Regierung, das mit jüdischen Flüchtlingen beladene Schiff Struma nicht durch den Bosporus nach Palästina zu lassen. Das Schiff wird nach Rumänien zurück geschickt, aber unterwegs von einem russischen U-Boot torpediert. Die Struma sank und die etwa 670 jüdischen Flüchtlinge ertranken.
Die jüdische Untergrundmiliz Lechi (auch Stern-Gang genannt) schickte zwei Männer nach Kairo, um einen Anschlag auf Moyne durchzuführen. Das Attentat wurde am 6. November 1944 ausgeführt. Die Idee für die Ermordung stammte von Israel Eldad, einem der Führer der Lechi-Gruppe. Die Organisation des Anschlags übernahm Jitzchak Schamir. Schamir wurde später Ministerpräsident von Israel.
Der britische Premieminister Winston Churchill, der grundsätzlich pro-zionistisch eingestellt war, war auch ein persönlicher Freund von Moyne. Nach dem Attentat bemerkte er: Man müsse überlegen ob sich nicht die Träume für den Zionismus im Pulverdampf der jüdischen Attentäter auflösen würden.
Anschlag auf das König David Hotel
Legendär ist der verheerende Terror-Anschlag der Irgun* vom Juli 1946 auf das King David Hotel in Jerusalem, dem Sitz der britischen Militärverwaltung.
Die Irgun war eine der drei bewaffneten jüdischen Untergrundbewegungen während der britischen Mandatszeit.
Beim Anschlag kamen 91 ums Leben: Männer und Frauen der Zivilverwaltung, Hotelangestellte, Engländer, Juden, Araber.
Der Drahtzieher des Anschlags war Menachem Begin, der spätere Ministerpräsident Israels.
Entführung und Ermordung englischer Soldaten
Im Juli 1947 entführte die Irgun zwei Soldaten der englischen Mandatsmacht, hielt sie in einem winzigen Kellerverlies gefangen und ermordete sie schließlich.
Die Leichen wurden in einem Garten aufgehängt und mit Sprengfallen versehen. Beim Versuch die Toten zu bergen kommen weitere Briten ums Leben.
Für viele Zionisten waren das heldenhafte Taten von Freiheitskämpfern. Für die Briten war es nackter Terror.
Des einen Freiheitskämpfer ist des anderen Terrorist.
Wie sagte einmal der israelische Ministerpräsident Ehud Barak leichtsinnig? Wäre er als Palästinenser auf die Welt gekommen wäre er auch Terrorist geworden.
— Schlesinger
* auch Etzel oder IZL genannt
Photos:
Irgun/Etzel Anschläge King David Hotel: gemeinfrei ;
Ermordung britischer Soldaten (public domain), Begin: Wikipedia CC Lizenz)
Goya: Schrecken des Krieges (gemeinfrei)