Vorwahl in South Carolina: Zieht Clintons Angststrategie?

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Man ist nach den Ergebnissen von New Hampshire versucht, sich einen Sport daraus zu machen, um wie viel die Umfrageergebnisse wohl dieses mal daneben liegen würden… Dort hätte Obama haushoch gegen Clinton gewinnen sollen. Hätte. Die Umfragen sehen Obama für die heutige Wahl nicht gar so weit voraus. Sollte sich aber der Trend aus der Michigan-Wahl halten, in der die schwarzen Wähler von Hillary förmlich wegliefen, so könnte dies heute ein großer Pluspunkt für Obama werden.

Jüngst hat sich auch noch eine bedeutende Gewerkschaft öffentlich für Obama ausgesprochen: Die Culinary Worker Union. Sie vereint 60.000 Angestellte auf dem Strip in Las Vegas. Die große Unbekannte in früheren Nevada-Vorwahlen war die geringe Wahlbeteiligung. Zuletzt waren es auf Seiten der Demokraten nur wenige Tausend. Dann können mehrere Zehntausend ein großes Gewicht darstellen. Soeben höre ich auf NPR (National Public Radio), dass diese Gewerkschaft einen Radiospot in Spanisch ausstrahlt, in dem Hillary Clinton vorgeworfen wird, sie respektiere Latinos nicht.

Ich würde es nach derzeitigem Stand der Dinge Obama gönnen: Clinton übernimmt zu sehr die bisweilen zynisch kalkulierende Haltung der GOP in Sachen Terrorangst. Außerdem ist es eine kühne Behauptung so zu tun, als wäre man im Falle eines neuerlichen Terrorangriffs derjenige, der das Land garantiert am Besten führen könne. Das kommt der Behauptung ziemlich nahe, man wäre im Gefecht ganz gewiß ein Held. Das sieht man allerdings erst, wenn die Kugeln pfeifen. Dann werden Helden zu Memmen und umgekehrt. Wie oft hat sich – ohne abzuschweifen – George W. Bush im Kriegsgebiet Irak sehen lassen? Nie. Kurzum: Hillary verspricht das nicht Versprechbare.

Dass Helmut Schmidt ein ebenso kühl kalkulierender wie nervenstarker Krisenmanager war, konnte man an seinem Umgang mit der Großen Sturmflut als Hamburger Polizeisenator in 1962 sehen: Währenddessen und als Urteil im nachhinein. Im voraus wäre es eine Mutmaßung gewesen. Ich kann mir schon wieder den Seitenhieb nicht verkneifen: Wie war das mit den Krisenmanager-Fähigkeiten von George W. Bush während und nach Katrina? Bush hat oft davon gesprochen, der Entscheider zu sein. Er hatte entschieden: Nichts zu tun. Das hat jetzt allerdings mit Hillary nichts zu tun.

— Mark

( Tabelle / Abbildung: McClatchy / MSNBC )
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