Anscheinend gibt es wirklich einen “World Happiness report“, einen Weltglücksbericht. Also so ähnlich wie der Jahresbericht von Amnesty zur Menschenrechtslage, nur halt für Frohnaturen.
Zur besonders robusten Sorte Frohnatur gehört der israelische Siedler Dani Dayan. Dayan meinte, Israel stehe auf dieser Rangliste des Glücks auf Platz 11.Warum hat er das gesagt? Weil er in einer Podiumsdiskussion fürs Fernsehen gefragt wurde, was er von der These halte, die israelische Besatzung palästinensischer Gebiete würde sich zersetztend auf die israelische Gesellschaft auswirken.
Dazu muss man sagen: Als überzeugter Siedler gehört Dayan zur Spezies der von Gott Gesandten. Die so Gesendeten verrichten nun dessen Werk im arabischen Westjordanland. Indem sie zum Beispiel Palästinenser verprügeln, deren Olivenbäume abbrennen, Moscheen verwüsten und ähnlicher Späße mehr. Das und mehr hat ihnen der Herr aufgetragen – so jedenfalls scheinen sie anzunehmen – , damit das ehemalige Königreich Israel auch in Judäa und Samaria auferstehe (= Westjordanland im jüdischen Sprachgebrauch).
Für dieses Gottes-Werk brauchen die Siedler den Beitrag der israelischen Armee. Die meisten Soldaten ziehen gerne mit und geben den Siedlern Rückendeckung.
Daher passt es ganz und gar nicht, wenn ein 19jähriger Soldat über seine Erfahrungen als Besatzer redet. Offen redet. Ganz anders redet. Vor einer Kamera ! – und dann auch noch vor einer Kamera der Deutschen Welle.
Shachar Berrin hat Dayan so geantwortet:
Ob ein Land gut ist wird nicht dadurch bestimmt, ob es glücklich ist oder nicht, sondern über seine Ethik und Moral.
Wenn Soldaten tagein, tagaus dazu erzogen und davon überzeugt werden andere zu unterjochen und Leute zu demütigen und sie als Untermenschen anzusehen… Ich glaube, das sickert ein, und ich denke wenn die Soldaten dann wieder heimgehen…. die bringen das dann mit.*
Da schau sich einer diesen Neunzehnjährigen an! Dieser Soldat Berrin hat Mumm in den Knochen.
Denn immerhin war diese Klarstellung – um nichts anderes handelt es sich dabei – gegen Dani Dayan gerichtet, den in Israel jedes Kind kennt, und den nicht wenige fürchten.
Shachar Berrin wurde für seine freie Meinungsäußerung in der einzigen Demokratie des Nahen Ostens zu einer Woche Arrest verknackt. Wegen politischer Betätigung in Uniform. Ist das noch Meingsfreiheit? Oder schon Redeverbot?
— Schlesinger
Photo: Familie Berrin (courtesy for Haaretz)
* What makes a country good isn’t whether it is happy or not, it’s the ethics and morality of the country. When soldiers are conditioned and persuaded on a daily basis to subjugate and humiliate people and consider other human beings as less than human, I think that seeps in, and I think that when the soldiers go home … they bring that back with them