1945: Der Zweite Weltkrieg war vorüber. Die Engländer waren noch immer Besatzungsmacht in Palästina.
Der Jischuv – die Juden Palästinas – verfolgten mit Nachdruck ihr Ziel eines unabhängigen Staates. Das hatte auch die britische Balfour Deklaration aus dem Jahr 1917 mehr oder weniger versprochen.
Aus Sicht des Jischuv gab es zwei Hindernisse, die den Weg zum eigenen Staat blockierten: Die englischen Besatzer und die Araber.
Für David Ben-Gurion, dem damaligen Führer der Zionisten, stand fest dass man die Probleme nicht mit schönen Worten lösen konnte. Die Engländer würden nicht freiwillig abziehen, und die Araber würden einer jüdischen Staatsgründung nicht tatenlos zusehen.
Die eigene Untergrundorganisation Haganah war vielleicht stark genug um gegen vereinzelte arabische Freischärler vorzugehen und Terroranschläge gegen die Briten zu verüben. Für einen Aufstand gegen die britische Armee oder die Abwehr eines Angriffs von Armeen arabischer Nachbarländer war die Haganah noch zu schwach.
Waffenkauf in Amerika
Also benötigte man Waffen, und Munition, und Geräte. Das würde Geld kosten, viel Geld. Man rechnete mit der damals gewaltigen Summe von 10 Millionen Dollar. Die hatte der Jischuv nicht.
Ben Gurion vereinbarte daher einen Besuch bei seinem alten Bekannten Rudolf Goldschmidt Sonneborn. Der New Yorker Sonneborn war deutscher Auswanderer, hatte ein Vermögen in der Petrochemie gemacht und verfügte über sehr gute Kontakte zu anderen reichen Juden in Amerika, die der zionistischen Sache wohwollend gegenüber standen.
Rassist Sonneborn
Die Unterstützung des Zionismus war bei Sonneborn offenbar nicht ausschließlich politisch motiviert, sondern auch rassistisch. Über die Araber Palästinas sagte der Einwanderer Sonneborn:
Natürlich sind die Araber dagegen, dass das Land, indem sie leben, einer neugeborenen Nation übergeben werden soll.
Aber diese Rasse ist im Schnitt sogar unserem durchschnittlichen Neger unterlegen.
Es ist eine Rasse, ohne jedes Organisationstalent, weshalb ich glaube, dass es von ihnen kaum je etwas zu befürchten geben gibt.
(Aus: Tom Segev: David Ben Gurion – Ein Staat um jeden Preis, S. 378)
Das Sonneborn Institut
Amerika hatte seinerzeit ein Waffenembargo über Palästina verhängt, aus Rücksicht auf seinen Bündnispartner England.
Ein regulärer, offizieller Waffenkauf war für den Jischuv daher nicht möglich. Es blieb nur die Variante des Waffenschmuggel übrig.
Da es um viel Waffen ging und die Zeit knapp war musste eine effiziente Organisation aufgebaut werden.
Sonneborn baute den Waffenhandel für Israel unter dem Deckmantel des “Sonneborn-Instituts” auf. Dem Anschein nach ging es um den Export von Landwirtschafts-Gerät und -maschinen. Tatsächlich wurde alles erdenkliche Kriegsgerät und Maschinen zur Herstellung von Waffen nach Palästina verschoben.
Diese Lieferungen sollten für den Jischuv genauso lebenswichtig werden wie die anderen Waffendeals mit osteuropäischen Ländern.
Sonneborn sollte später zu einem prominenten Führer des Zionismus in den USA werden und noch hunderte Millionen Dollar für Israel sammeln.
— Schlesinger
Photo: Israelischer Mörsereinsatz im Palästinakrieg (Quelle Von Palestine Remembered, via Wikimedia, gemeinfrei)