Der Sieg von Hillary Clinton in Texas und Ohio sah groß aus. Zunächst.
Zwei Tage später weiß man, dass sie nur ein Dutzend Delegiertenstimmen auf Obama aufgeholt hat. Obama liegt weiter im dreistelligen Bereich vor ihr. Und dennoch können beide – unter Annahme normaler Verhältnisse – nicht die erforderliche Zahl an Delegierten gewinnen. Damit tritt die Ausnahmeregelung in Kraft, dass die sogenannten Superdelegierten – eine bestimmte Anzahl von Senatoren, verdienten Parteimitgliedern und ehemaligen Amtsinhabern – das Wahlergebnis bestimmen werden.
Der Sieg Clintons also ist nicht groß. Groß war aber ihr Einsatz unlauterer Mittel, um diesen Sieg erringen zu können. Für die Demokratische Partei ein interner Phyrrhus-Sieg.
Nun steht ein langer und zunehmend schmutziger Wahlkampf bevor.
Viele befürchten, die Demokratische Partei werde Schaden nehmen in der bevorstehenden heißen Phase des Wahlkampfs.
In den USA macht derweil eine neue Spekulation die Runde, ob sich so etwas abspielen könnte wie im Frankreich des Jahres 1958.
Damals befand sich das Land in einer schweren politischen Krise. Wahlen standen an.
Der vormalige Präsident und Weltkriegsheld Charles de Gaulle hatte sich 1953 von der politischen Bühne zurückgezogen.
Angesichts der Krise meldete er sich zurück und gab in einem Interview bekannt, er stünde der Nation zur Verfügung.
10 Tage später stand de Gaulle als Kandidat für die nächsten Wahlen fest, die er gewann und Frankreich anschliessend mit fester Hand aus der Krise führte.
Wieso sollte man nach diesen schweren Bush-Jahren dem Land eine Situation zumuten,
in der 49,9 % der demokratischen Wähler für den einen und 51,1 % für den anderen Kandidaten stimmen, wo es doch einen gebe, der von 85% der Partei akzeptiert würde, so lautet nun die Frage?
Sollte es tatsächlich soweit kommen, dass sich Al Gore in letzter Minute bereit erklärt?
Daran scheint der Chefökonom der New York Times, Paul Krugman, Gefallen zu finden. In der taz erklärte er unlängst auf die Frage “Selbst der Super Tuesday hat keine Entscheidung gebracht. Wie geht es jetzt weiter im Clinton-vs.-Obama-Wettbewerb?”:
“Möglicherweise gibt es erst am Nominierungsparteitag im Sommer eine Entscheidung. Gott weiß, wie das ausgeht. Vielleicht steigen beide aus und sie geben Al Gore die Kandidatur.”
UPDATE 08.03.2008
Pragmatischer sieht es Charles Hurt von der New York Post. Eigentlich, so meint er, könnten die Demokraten die Wahlen gar nicht verlieren. Denn da wären der verhasste Irakkrieg, die schwächelnde Wirtschaft und ein Dollar, der zu verschwinden scheint. Eigentlich!
“But wait! They’re Democrats!”
Womit er natürlich einen heiklen Punkt angesprochen hat, oder um es mit den Worten eines Demokraten zu sagen:
“The only reason we ever lose is when we beat ourselves .”
Hurt schließt:
“That leaves Al Gore as the only person with the experience to answer the red phone and force a peaceful end to this civil war.
The inconvenient truth is that the red phone is now ringing and Al Gore hears it. The only question is whether he has the guts to pick it up.”
— Schlesinger
Photos: Wikipedia / CC ; algore2008.de