Der US Wahlkampf kommt in Schwung. Damit ist auch der Wahlkämpfer Obama in leicht veränderter Tonlage unterwegs.
Hatte er während seiner ersten Amtszeit den Anschein erzeugt, er wolle sich stärker den arabischen beziehungsweise muslimischen Nationen zuwenden, tritt er aktuell als felsenfester Partner an der Seite Israels auf.
Auf einer Spenden-Gala sagte er:
Obviously, no ally is more important than the state of Israel.
This administration – I try not to pat myself too much on the back – but this administration has done more in terms of the security of the state of Israel than any previous administration.
Whether it’s making sure that our intelligence cooperation is effective, to making sure that we’re able to construct something like an iron dome so that we don’t have missiles raining down on Tel Aviv, we have been consistent in insisting that we don’t compromise when it comes to Israel’s security.
Offenkundig gibt es keinen wichtigeren Verbündeten Amerikas als Israel?
Dazu ist zweierlei anzumerken.
Zum einen ist es eine schamlose Übertreibung, die an den Rand der Peinlichkeit gerät. Hatte nicht Obama kürzlich auf Nicolas Sarkozys Kommentar, Netanjahu sei ein Lügner, erwidert, dass er, Obama, im Grunde schlimmer dran sei, da er es immerhin täglich mit Netanjahu zu tun habe?
So sieht die Beziehung zum “wichtigsten Verbündeten” aus. Klingt eher nach einem Rosenkrieg.
Zum anderen stellt sich die Frage nach den Kriterien, was Israel zum so wichtigen Partner machen könnte?
Spielt Israel eine tragende Rolle in den Wirtschaftsbeziehungen der USA?
Kann Israel zur Energiesicherung Amerikas wesentlich beitragen?
Erleichtert Israel Washingtons Beziehungen in der muslimischen Welt, was Obama als ein wesentliches Ziel seiner Präsidentschaft angekündigt hat?
Steht Israel als militärische Partner bereit, wenn Amerika in den Krieg zieht (so wie es die Briten traditionell tun)?
Kann Israel den Vereinigten Staaten in den Vereinten Nationen helfen?*
Über solche Fragen entscheidet sich für gewöhnlich die Antwort, wie wichtig ein Verbündeter ist.
An Obamas Feststellung ist daher leider nichts richtig.
Richtig ist nur, dass die amerikanisch-jüdischen Stimmen und Gelder im US-Wahlkampf zwar keine entscheidende, aber beachtliche Größe darstellen.
Da kann man Fünfe auch mal gerade sein lassen, oder?
Merkwürdig: Obama, der ein so großes Gespür für Kommunikation und die neuen Medien hat, scheint plötzlich vergessen zu haben, dass seine Worte zur Bedeutung Israels in Windeseile von Millionen und Abermillionen gelesen wird, die Israel als Bedrohung wahrnehmen.
Ein bisschen weniger hätte genügen können: Israel ein wichtiger Verbündeter. Israel kann sich auf Amerika verlassen. Das übliche halt. Müssen es Superlative sein?
Damit hat Obama seinem Land geschadet.
— Schlesinger
* Nein, da die wichtigen Fragen im Sicherheitsrat beschlossen werden.
PS.: Das israelische Außenministerium klärt auf, wie es in Wahrheit um die israelisch-amerikanischen Beziehungen bestellt ist:
Israel leistet weiterhin einen starken Beitrag im Rahmen der strategischen Kooperation mit den USA, wozu Geheimdienstinformationen, die Entwicklung von Waffen und Technologien, gemeinsame militärische Planspiele und Manöver zum Nutzen beider Seiten gehören. Israels Erfahrung in der Terrorismusbekämpfung und seine Heimatschutz-Expertise haben Amerika nach dem 11. September sehr
geholfen.
Korrekt: Israelische Geheimdienstler haben in Abu Ghraib beraten, wie man mit Irakis am besten umgeht.
Trotz dieser Verbindungen und der quantitativ nachgewiesenen Unterstützung des israelischen Volkes durch das amerikanische Volk beharren manche darauf, dass eine jüdische oder israelische Lobby hinter den amerikanisch-israelischen Beziehungen steht. Diese Haltung ist nichts anderes als eine Verschwörungstheorie. Vorwürfe in Richtung eines unverhältnismässigen jüdischen Einflusses sind eine
Erweiterung alter antisemitischer Mythen, die besagen, eine jüdische Kabale würde die Medien, das Weltfinanzsystem und Regierungen beherrschen.
Falsch: Die wahre Verschwörung liegt darin, dass sich alle Welt gegen Israel verschworen hat.
Diese Art von Verschwörungstheorie kann jedoch nicht von der Tatsache ablenken, dass Amerika sich seine Verbündeten frei aussucht und dabei diejenigen Nationen erwählt, die seine Werte und Moralvorstellungen teilen.
Es gibt nichts Aufrichtigeres als das Knüpfen enger Beziehungen zwischen zwei Staaten, die voll und ganz an
Demokratie, Freiheit und Toleranz glauben.
Das ist so schön gesagt, dass es einem ganz warm wird ums Gemüt.
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