Das hat “Züge von Rassismus”, meint der Sprecher des israelischen Außenministeriums Yigal Palmor, und meint die Ankündigung Südafrikas, israelische Waren boykottieren zu wollen, die aus der besetzten Westbank stammen, aber trotzdem das Label “Made in Israel” tragen. In Wirklichkeit gehe es gar nicht um Waren aus der Westbank, sondern um einen Boykott Israels, gibt Palmor zu verstehen. Jedenfalls wurde der Botschafter Südafrikas zu einer Rüge einbestellt.
Die Ankündigung des Boykotts stammt vom vermeintlichen Rassisten Rob Davies, seines Zeichens südafrikanischer Minister für Handel und Industrie. Davies ist Jude. Noch einer in der unendlich langen Reihe von scheinbar “selbst-hassenden” Juden, da sich aus Perspektive der Rechten in Israel anders nicht erklären läßt, wie ein Jude Israel kritisieren kann, oder wie in diesem Fall sogar politische Tatsachen “gegen” Israel schaffen will.
Handelsminister Davies hatte erklärt:
consumers in South Africa should not be misled into believing that products originating in the [occupied Palestinian trritories] are products originating from Israel.
Sehr zum Verdruß Israels schob Davies gleich noch eine Erklärung zum Thema “Grenzen Israels” nach:
the government of South Africa recognizes the State of Israel only within the borders demarcated by the UN in 1948
Seit Jahren geht es in den politischen Debatten um die noch nie offiziell deklarierten Grenzen Israels darum, ob man die Linien von 1967 zur Grundlage von Grenzfestlegungen machen kann.
Demgegenüber ist die Aussage Südafrikas radikaler. Es wünscht Israel in den Grenzen, die der UN-Teilungsplan vom November 1947 vorgesehen hat, und die mit der Gründung Israels im Mai 1948 Realität werden sollten.
Mit dem Krieg kam es anders. Israel erweiterte sein Gebiet auf insgesamt 77 Prozent des ehemaligen Palästina. Das war Jerusalem nicht genug, weshalb es 1967 die Westbank, Gaza und die Golanhöhen besetzte.
Die aktuelle Auffassung Südafrikas zu den Grenzen Israels entspricht dem juristischen Gutachten des Völkerrechtlers Prof. Anthony d’Amato.* In einem Beitrag aus dem Jahr 2002 schrieb er (Auszüge):
Palestine was a Mandate under Article 22 of the League of Nations Covenant; in our parlance, a trust.
The beneficiaries were the people residing in Palestine. The Mandatory Power (trustee) was Great Britain.
On November 29, 1947, the General Assembly adopted the key “partition” resolution, Resolution 181, ratifying the British proposals.
In my opinion, this Resolution constitutes the first, last, and only legally authorized demarkation of the Israeli-Palestine borders.
It was legally authoritative not because it took the form of a UN Resolution, but solely because the UN Resolution itself served as a ratification of the British proposal to divide the Mandate and leave its governance to the people.
In other words, the alpha and omega of the legal power resided in Great Britain as the trustee and not in the United Nations.
As trustee, it [Great Britain] had the power to partition the territory if and only if that was the best way to provide for its future self-government.
The Security Council had and has no power to change international borders.
The Security Council simply does not have the power to take land from A and give it to B, irrespective of its undoubted legal power in the event of a threat or breach of the peace to restore international peace and security.
The sanctity of international borders is a principle of international law that antedates the Charter of the United Nations
Dieser Rechtsauffassung zufolge ist die einzig völkerechtlich gültige Grenze Israels die, die dem UN Teilungsplan vom November 1947 entspricht.
Das freilich spielt in der praktischen Politik bis auf Weiteres keine Rolle.
Dänemark übrigens hat sich der Ankündigung Südafrikas, Produkte aus der Westbank byokottieren zu wollen, nun angeschlossen.
— Schlesinger
Karte: Wikipedia CC Lizenz
* Aus: The Legal Boundaries of Israel in International Law, Northwestern University School of Law, Pittsburgh, April 2002