Die Welt kann so gemein sein. Da sitzt das kleine blonde Mädchen auf diesem schönen großen Sandhaufen und denkt sich allerlei Spiele aus. Zum Beispiel dem kleinen schwarzen Buben von nebenan mit der Schippe ganz ganz doll eins auf dessen süßen Kopf hauen. Aber immer weniger Kinder wollen mitspielen.
Die sind so gemein. Da könnte man genausogut gleich erwachsen werden, denn dann ändern sich zwar die Methoden nicht, aber man bekommt Wähler und deren Geld dafür.
Jetzt hat sich der kleine Fratz nach dem ebenfalls irgendwie daneben gegangenen Schießspiel in Bosnien ein anderes Spiel ausgedacht.
Es heißt “Wir erschrecken ganz doll die nicht Krankenversicherten, und zwar so arg, dass sie gleich zu mir gerannt kommen und ich sie beschützen muss”.
Auf ihrer Wahlkampftour erzählte nun Hillary Clinton eine Geschichte zum maroden Gesundheitssystem der Vereinigten Staaten, wie sie grundsätzlich öfter vorkommen mag, als allen Betroffenen recht sein kann.
Sie hat aber keine anonyme Geschichte erzählt, sondern konkret die von Trina Bachtel. Trina, so erzählte Hillary, starb zwei Wochen nach der Totgeburt ihres Babys in Athens / Ohio. Ihr sei eine Behandlung am örtlichen Memorial Hospital verweigert worden, da sie nicht versichert gewesen sei und die benötigten 100 Dollar nicht aufbringen konnte.
An der Geschichte stimmt der tragische Ausgang: Trina Bachtel starb tatsächlich infolge einer Totgeburt.
Rick Castrop, der Leiter des Krankenhauses, hat die Wahlkampagne Clintons inzwischen dringend gebeten, diese Darstellung des Vorgangs nicht mehr zu wiederholen:
“We implore the Clinton campaign to immediately desist from repeating this story”
Die Geschichte treffe schlicht nicht zu. Erstens sei Frau Bachtel krankenversichert gewesen, und zweitens sei sie behandelt worden. Am Tod von Frau Bachtel trage das Krankenhaus keine Schuld. Man wundere sich im übrigen, warum das Krankenhaus nie darauf angesprochen worde sei, um die Fakten zu klären, wenn man so eine Geschichte schon wiedergebe.
Eine Sprecherin Clintons erklärte, dass man die Darstellung des Krankenhauses respektiere.
Clinton hatte die Geschichte vom stellvertretenden Polizeichef von Athens, der sie seinerseits vom Hörensagen kannte. Der Deputy sagte nun im Interview, Clinton habe die Geschichte offenbar gefallen und jemand aus dem Team habe dazu geäußert, man könne die Story demnächst bestimmt verwenden.
Wie soll man so etwas bewerten? So: Es gibt keine Zweifel am maroden Gesundheitssystem in den USA. Es gibt aber auch keinerlei Notwendigkeit, einen realen tragischen Vorgang für Wahlkampfzwecke so umzugestalten, dass damit ein Krankenhaus und Familienangehörige in Mitleidenschaft gezogen werden.
Trina Bachtel war übrigens nicht, wie von Clinton dargestellt, eine unversicherte Minilohn-Angestellte, sondern regulär versichert und Filialleiterin eines Pizza-Hut in Athens.
Wen wunderts, wenn langsam niemand mehr mit der blöden blonden Göre spielen will.
— Bigdaddy
(Photo: © Daliah Immel - Fotolia.com)