“Sheldon Adelson ist ein international angesehener Geschäftsmann, Unternehmer und Philanthrop.”
So steht es geschrieben auf der Webseite seiner milliardenschweren “Sands Corporation”.
Wieso sollte ein Multimilliardär, der sein Vermögen mit einem Spielhöllen-Imperium angehäuft hat, kein Philantrop sein?
Warum sollte nicht möglich sein, dass einer sauber bleiben kann im hart umkämpften Glücksspielgeschäft in Vegas? Der Menschenfreund Adelson – nichts anderes bedeuted ja “Philanthrop” – hat zwar jüngst eine juristische Niederlage einstecken müssen. Er hat den “National Jewish Democratic Council” wegen Verleumdung verklagt. Dieser jüdisch-liberale Verband hat behauptet, Adelson würde in seinen 2,4 Milliarden teuren Spielcasinos in Macau die Prostitution fördern. Die Klage Adelsons wurde abgewiesen. Na und? Einmal Philanthrop – immer Philanthrop.
Adelson ist als Freund der Menschheit nicht nur in Las Vegas aktiv. Aktuell auch in Spanien. Dort hofft er immer noch darauf, dass seine geplante 17-Milliarden-Investition in ein “Euro-Vegas” ins Rollen kommt. Die Spanier leiden so sehr unter der Wirtschaftskrise, dass ihnen ein bisschen Abwechslung guttäte. Das ist schön von Herrn Adelson.
Der angesehene Geschäftsmann scheut sich nicht, auch in politisch brisantem Terrain unterwegs zu sein. Zum Beispiel sein ungefähr 30 Millionen Dollar schwerer Einsatz, um im Wahlkampf den Republikaner Mitt Romney gegen Barack Obama zu unterstützen. Oder seine jüngste Empfehlung an den commander-in-chief Obama, nun bitteschön doch Syrien zu bombardieren.
Vor allem aber kümmert er sich – sofern ihm seine ehrenwerten Geschäfte Zeit lassen – um Israel. Um die 200 Millionen hat der Freund von Premier Benjamin Netanjahu offenbar an Kliniken, Universitäten und Museen gespendet. Alleine 50 Millionen gingen an die Gedenkstätte Yad Vashem. Ein besonderes Anliegen ist ihm die “ungeteilte Hauptstadt” Jerusalem. Deswegen fördert er nach Kräften Organisationen wie “One Jerusalem”.
Daneben kennt seine Philanthropie auch Grenzen. Etwa wenn es um die Palästinenser geht. Da hat Adelson eine klare, wenngleich etwas holzschnittartige Meinung. Die wollten gar kein Zusammenleben, sondern Israel nur in Stücke sehen. Daher sei die ökonomische Initiative von US Aussenminister Kerry zugunsten der Westbank blanker Unsinn.
Das sagte er in Jerusalem, seiner “ewigen, ungeteilten Hauptstadt Israels“, als ihm der rechtskonservative Bürgermeister Nir Barkat unlängst die Ehrenbürgerschaft übertrug. Als Adelson, laut Nir Barkat ein “zionistischer Held der Stadt“, eine Skulptur Jerusalems überreicht wurde, floss ihm eine Träne aus dem Auge. Welchen Beweis tiefster Humanität bedarf es noch?
Wie schlecht stünde es um unsere Welt gäbe es nicht Philanthropen wie Adelson, oder dessen Bruder im Geiste, den Bingo-Milliardär Irving Moskovitz, der ähnlich wie Adelson unzählige – steuerlich absetzbare – Millionen in den ultra-nationalistisch motivierten Siedlungsbau etwa des Coheret Atanim in Ost-Jerusalem steckt.
Dass alle Handlungen der Menschenfreunde medial angemessen dargestellt werden, wird u.a. durch die auflagenstärkste kostenlose Tageszeitung “Israel Today” sichergestellt. Die gehört Adelson, was er sich 20 Millionen pro Jahr kosten lässt.
Wer an der humanistischen Gesinnung dieses Mannes zweifelt und ihn etwas so Unsinniges fragt, wie man verhindern könne, dass Palästinenser in Ost-Jerusalem durch Organisationen, die von ihm mitfinanziert werden, um Haus und Hof gebracht werden, bekommt zu hören: “Kleb Dir Dein Maul mit Kreppband zu!” So kürzlich geschehen auf einer Veranstaltung, auf der Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel ein ein Plauderstündchen hielt mit Ruandas Halb-Diktator Paul Kagame:
Jemand sollte ein neues Wort erfinden. Philantropf.
— Schlesinger
Photo: Bectrigger (Wikipedia cc Lizenz)
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