Oder: Hillarys Kunststückchen
Vor der wichtigen US Wahl in Pennsylvania ließ das Team von Hillary Clinton Telefonanrufe durchführen,
in denen die Wähler zu politischen Eigenschaften Barack Obamas befragt wurden.
Nein.
Das war falsch formuliert.
Richtig ist, dass die Wähler angerufen wurden.
Falsch ist, dass sie “zu politischen Eigenschaften Obamas” befragt wurden.
Es sei denn, sie akzeptieren Fragestellungen wie
“Schlagen Sie immer noch Ihre Frau?”
Falls Sie Ihre Frau noch nie geschlagen haben, wären Sie schlecht beraten, diese Frage mit “Ja” oder mit “Nein” zu beantworten.
Denn beide Antworten würden Sie in die Bredouille bringen. Daher ist diese Frage in Wirklichkeit keine Frage, sondern eine Unterstellung. Der Fragesteller nötigt Sie zu einer Antwort, die Sie nicht geben möchten.
Von dieser Art waren nun die Anrufe des Hillary-Teams. Der Angerufene wurde vor den eigentlichen Fragen gebeten, die Antworten zu kategorisieren:
“I’m going to read you a few criticisms opponents might make about Barack Obama,” the pollster [Interviewer] said.
“For each one please tell me if
– they give you very major doubts [ob die Frage starke Zweifel an Obama in Ihnen auslöst],
– fairly major doubts [ziemlich starke Zweifel],
– some doubts or
– no real doubts
about supporting Barack Obama for president.”
Gab man eine Antwort im Sinne des Anrufers, hatte man damit schon die Ausgangsbehauptung akzeptiert, z.B. zum Thema NAFTA:
“At a time when we need leaders who are clear, strong and decisive [entschlossen],
Obama has been inconsistent [widersprüchlich], saying he would remove all troops, but then indicating that he might not,
and pledging to renegotiate NAFTA [sprach sich für eine Neuverhandlung von NAFTA aus], but then sending signals that he would not actually do so as president [aber signalisierte wiederum, dass er das nicht tun wolle].”
Diese Art der suggestiven Fragestellung ist nun keine Erfindung von Hillary Clinton. Sie hat sie übernommen von — ?
Richtig geraten: Karl Rove !
Der hatte diese Art von Fragen höchst erfolgreich in 2000 zugunsten seines Chefs George W. Bush gegen dessen zunächst erfolgreichen Konkurrenten John McCain angewendet.
In massenhaften Telefonaten wurden die Wähler befragt, ob sie sich einen Präsidenten vorstellen könnten, der ein uneheliches schwarzes Kind habe? Aber das ist eine andere Geschichte.
Die Perfidie allerdings ist dieselbe. Sie zeigt, wes Geistes Kind Hillary Clinton inzwischen ist.
Und die Moral von der Geschicht’ ?
1. Schlage nie Deine Frau.
2. Fragt Dich trotzdem einer danach, schlage ihn!
3. Von Rove lernen, heißt Siegen lernen. Brav, Hillary.
— Bigdaddy
(Photo: Kunststücken - Flickr CC)