Die Umfragen lassen keinen Zweifel: Der Irakkrieg ist und bleibt äußerst unpopulär im amerikanischen Volk. Dennoch zeigen sich die republikanischen Präsidentschaftskandidaten bislang weitgehend resistent gegen diese Kritik. Der alte Porzellanladen-Spruch “You break it – you own it” gilt ihrer Auffassung noch immer. Eine zwar grundsätzlich richtige, aber fatal späte und daher inzwischen fragwürdige Einsicht. Oft, sehr oft wurde der Regierung dieser warnende Hinweis in den Wochen und Monaten v o r dem Irakkrieg gegeben. Man müsse sich im Klaren darüber sein, dass man über den militärischen Sieg hinaus auch Verantwortung für das ganze Land übernehme, ob man wolle oder nicht. Das wurde seinerzeit von George W. Bush und Donald Rumsfeld geflissentlich ignoriert. “Nation building” müsse man den Irakis überlassen, so Rumsfeld, schon damals wohl wissend, aber ignorierend, dass der Irak ebenso ein religiöser und machtpolitischer Flickenteppich ist wie das frühere Jugoslawien. Mit allen daraus resultierenden Problemen.
Die meisten Kandidaten der Republikaner setzen in ihrer Ratlosigkeit auf ein ihrer Auffassung nach patriotisches “Weiter so!“. Rudy Giuliani, der im Iowa-Caucus lediglich auf Platz 6 kam, brachte jüngst ein Wahlvideo in Umlauf, um seine Haltung zur Sicherheitspolitik zu zeigen. Da sieht man unter anderem muslimische Kinder (die quasi vor der Kamera zu ausgereiften Topterroristen heranwachsen), das Attentat auf Benazir Bhutto, den iranischen “madman” Ahmadinejad und – natürlich – Bin Laden. Abschließend folgt der drohende Hinweis, die nächste Krise könne jeden Moment hereinbrechen. Dies erfordere einen starken Führer: Rudy Guiliani.
Frage an Rudy Giuliani: Wieso hat die Regierung George W. Bush Krieg gegen den Irak begonnen, obwohl Osama Bin Laden, der Urheber von 9/11, noch nicht gefasst war? Wieso war Rudy Giuliani damals für diesen Krieg, und wieso befürwortet er ihn noch heute?
Wieso wird im Video die Ermordung von Benazir Bhutto als Bedrohung der Demokratie durch das instabile Pakistan gezeigt, obwohl diese Situation nie hätte eintreten können, wäre nicht General Musharraf der starke – in gewisser Hinsicht zu starke – Mann Pakistans, gestützt und gepäppelt von der Regierung Bush?
Selbstverständlich könnte Giuliani viel dazu sagen. Letztlich geht es ihm nur darum, das zuhause inzwischen stark verkümmerte Pflänzchen “Angst” zu wässern und zu düngen.
— Schlesinger