Diesen Schluss hätte der World Wildlife Fund (WWF) ziehen müssen, hat es aber nicht getan.
In seinem Bericht zur Dürre im Mittelmeerraum verweist der WWF neben dem Klimawandel auf eine Reihe weiterer Ursachen für das sich drastisch verschärfende Wasserproblem in den Anrainerstaaten des Mittelmeer.
“Die neue WWF-Studie zur „Dürre im Mittelmeerraum“ kommt zu dem Schluss, dass die zunehmende Wasserknappheit, beschleunigt durch die Auswirkungen des Klimawandels, zu einer ernsthaften Bedrohung für den ökonomischen Wohlstand und die ökologische Vielfalt der Mittelmeerregion wird. […]
Es drohen Landflucht und Kollaps der Landwirtschaft rund um das Mittelmeer und ein Ende des Tourismus in beliebten Urlaubsregionen. […]
Hinzu kommt, dass wir an die Grenzen der künstlichen Flächenbewässerung stoßen, fügt WWF-Expertin August hinzu.
Allein in Spanien wird eine Fläche von 30.000 km² künstlich bewässert. Das entspricht in etwa der doppelten Größe von Baden-Württemberg.
Pro Quadratkilometer künstlich bewässerter Anbaufläche werden beispielsweise in Spanien jährlich 500 Mio. Liter Wasser verbraucht. […]
So ist etwa in der Türkei […] der Grundwasserspiegel in den vergangenen drei Jahrzehnten bereits um mehr als 14,3 Meter abgesunken.”
500.000 illegale Brunnen alleine in Spanien
“Allein in Spanien gibt es 500.000 illegal gebohrte Brunnen. Dahinter verbergen sich allerdings nicht Privatpersonen, die damit einen vergleichsweise geringen Wasserbedarf decken, sondern große landwirtschaftliche Betriebe, die mit dem illegal entzogenen Wasser tausende Hektar Anbaufläche künstlich bewässern.”
Natürlich sind das keine Brunnen von Privatpersonen. Es sind unsere Brunnen. Die Tomaten sind unsere Trinkbecher.
Woher meinen Sie kommt der berühmt-berüchtigte wässrige Geschmack der Holland-, Belgien- und Spanien-Tomaten? Vom dortigen (Grund-) Wasser! Schön wäre es, wenn das eine Art schlechter Witz wäre. Ist es aber nicht. Jede/r brave einkaufende/r Deutsche (und Franzose und Engländer und ….) greift gedankenlos zu den seltsamen roten Industrieprodukten aus den unvorstellbar großen Anbauflächen des Südens. Das Maximale an hiesiger Kritik besteht sodann im abgenutzen Satz von den wässrigen Tomaten. Die stets weiter eingekauft werden.
Die millionenfachen (mittel-) europäischen “Verbraucher” verbrauchen sprichwörtlich das Grundwasser Spaniens, indem sie es aus den Tomaten trinken. In Spanien ist das der Vorteil einiger weniger Agrarkonzerne, aber zu Lasten eines irrwitzigen ökonomischen und ökologischen Raubbaus ganzer Landstriche.
Wie lautet nochmals der Werbespruch von REWE ?*
Wir lieben Lebensmittel!
Warum verkauft Ihr dann keine?
Der Satz müsste vielmehr heißen:
Wir lieben Transportmittel.
Denn die Millionen Tonnen an Tomaten und ach so gesunden (aber tatsächlich schon weitgehend inhaltsfreien) Erdbeeren müssen von endlosen Kolonnen LKWs zu uns gebracht werden.
Also: Die Kriminellen sind wir Verbraucher. Die illegalen Brunnen in Spanien sind unsere Auftragsarbeit. Denn schließlich bezahlen wir dafür. Ist doch ganz einfach.
Wer erstattet Anzeige im La-dolce-vita-Leben ?
Wer sorgt endlich für Verbraucherschutz und schützt uns vor den Verbrauchern?
— Bigdaddy
* Oder war es Edeka? In dem Fall ist das egal.
Weiterführender Bericht z.B. auf dem Bayerischen Fernsehen oder beim ORF und beim WWF.
(Photo: jonas_k BY NC SA 2.0)