Die Frau bewirbt sich um das Amt des Vizepräsidenten, und weiß rein gar nichts über die Bush-Doktrin?
Das, mit Verlaub, kann nur noch als grotesk bezeichnet werden.
Im ABC-Interview – und ABC ist nicht gegen McCain oder Palin eingestellt – mit Charlie Gibson ergab sich unter anderem folgende Szene:
GIBSON: Do you agree with the Bush doctrine?
PALIN: In what respect, Charlie?
Gibson sieht – offenkundig zu seinem eigenen Erstaunen -, dass Palin ausweicht und fragt sie, was sie denn meine, was die Bush-Doktrin sei:
GIBSON: The Bush — well, what do you — what do you interpret it to be?
PALIN: His world view.
Nein, lenkt Gibson, nicht seine allgemeine Weltanschauung sei gemeint, sondern die konkrete, vor dem Irakkrieg erklärte Doktrin …:
GIBSON: No, the Bush doctrine, enunciated September 2002, before the Iraq war.
Palin antwortet mit Allgemeinplätzen zur Bush-Politik:
PALIN: I believe that what President Bush has attempted to do is rid this world of Islamic extremism, terrorists who are hell bent on destroying our nation.
There have been blunders along the way, though. There have been mistakes made.
And with new leadership, and that’s the beauty of American elections, of course, and democracy, is with new leadership comes opportunity to do things better.
Gibson klärt Palin darüber auf, was es mit der Doktrin auf sich hat. Es sei die Auffassung, die USA hätten das Recht, im Falle einer Bedrohung den Gegner durch vorauseilende Maßnahmen an der Durchführung seiner Absichten zu verhindern (“preemptive strikes“).
GIBSON: The Bush doctrine, as I understand it, is that we have the right of anticipatory self-defense, that we have the right to a preemptive strike against any other country that we think is going to attack us. Do you agree with that?
Als Frau Palin über den Eckpfeiler der US Außenpolitik der vergangenen acht Jahre aufgeklärt wurde, konnte sie ihre braven Sätze über die erforderliche Verteidigung der amerikanischen Landsleute aufsagen.
Es ist zwar richtig, dass es “die” Bush-Doktrin nicht gibt. Das hat aktuell kein Geringerer als der bekannte, konservative Kommentator Charles Krauthammer zur Verteidigung Palins ins Feld geführt. Auch andere wie das Magazin SLATE verweisen auf die Unschärfe des Begriffs und dass man Palin daher unrecht tue, sie dafür zu tadeln. Aber weder Krauthamme noch Slate noch andere, die Palin unbedingt rechtfertigen mögen, vergleichen deren Antwort mit den möglichen Definitionen der Bush-Doktrin. Daraus würde sich aber ergeben, dass Palin letztlich von gar keiner Variante Kenntnis hatte beziehungsweise ihre Antwort nur Teile von Zufallstreffern beinhaltete.
This woman is ready? Yes. For Wassila / Alaska.
A propos Wassila.
Palin liess Vergewaltigungsopfer für Tests bezahlen
Als Bürgermeisterin von Wassila widersetzte sich Sarah Palin dem Alaska-weit geltenden Verfahren, dass man Vergewaltigungsopfern keine Gebühren für forensische Tests abverlangen könne. Das hat nicht nur der ehemalige Gouverneur von Alaska bestätigt, sondern ist auch in der Lokalzeitung von Wassila, dem Frontiersman, nachzulesen, wie McClatchy berichtet:
“(But) the Wasilla police department does charge the victims of sexual assault for the tests,” the newspaper reported.
Ich nehms zurück. Frau Palin sollte nicht einmal in Wassila antreten.
Schlimmer. Palin sollte nicht einmal Bibliothekarin von Wassila werden.
Bürgermeisterin Palin wollte Buchzensur einführen
In ihrer Zeit als Bürgermeisterin versuchte sie der Bibliotheksleiterin eine Zensur bestimmter Bücher schmackhaft zu machen. Zum Glück vergeblich:
“I’m not trying to suppress anyone’s views,” Emmons [damalige Leiterin der Bibliothek] said.
“But I told her (Palin) clearly, I will fight anyone who tries to dictate what books can go on the library shelves.”
Sarah, bitte geh’ fischen. Weit draussen, in Alaska.
— Bigdaddy