Die USA führen einen nicht gerechtfertigten Krieg im Irak.
Israel praktiziert noch immer eine clandestine Okkupationspolitik im Westjordanland.
Wir haben keine Scheu, Kritikwürdiges beim Namen zu benennen.
Kritisiere ich Israel, so tue ich das einerseits aus einem akademischen Interesse an Sicherheitspolitik auf Basis meines Politologiestudiums.
Andererseits tue ich es im Sinne des Spruches von Ralph Giordano “Israel, um Himmels willen, Israel“. Womit gesagt sein soll: Ich mag dieses Land, das ich aus meinem Studiumschwerpunkt und aus zwei Besuchen kenne. Ich bin aber wie Giordano irritiert durch manche israelische Politik ungezügelter Härte und einer Politik der Nachgiebigkeit gegenüber fundamentalistischen Siedler-Interessen, die dem Staat Israel und den Palästinensern schaden.
Beim Thema USA gilt sinngemäß dasselbe. Ich will ich es der Einfachheit bei einer knappen Sentenz belassen, die ich vor einiger Zeit bei einem US-Blogger gefunden habe und die sich auf den gestohlenen Wahlsieg George W. Bushs über Al Gore in 2000 bezog:
Gore didn’t loose in 2000. America did.
Darunter lässt sich die ganze Tragödie der Regierung Bush einordnen.
Kritisiere ich Bush – und mehr noch: Cheney -, dann kritisiere ich diese Regierung der USA, diese konkreten Männer und Frauen. Nicht die USA. Wer sich einmal ein Bild davon verschaffen möchte, wie die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika entstanden ist und worin gewissermaßen der Geist des amerikanischen Staatswesens besteht, der mag die “Federalist Papers” lesen. Aber das ist nur einer von vielen Aspekten, warum ich dieses Land mag.
Kritik an den USA oder an Israel bedeutet noch lange keine Nachsicht mit radikalen anti-amerikanischen oder anti-israelischen Bewegungen. Bin Laden und seinesgleichen sind keine Befreiungskrieger. Es sind Verbrecher. Punkt.
Kritisieren wir Israel oder die USA (oder die eigene Regierung), dann tun wir das, weil es um UNS geht. Wir sind betroffen, wenn “unsere” Regierungen Handlungen vornehmen, die uns betreffen oder betreffen sollten.
Arabische Potentaten zu kritisieren (etwa das radikal-wahabitische Saudi-Arabien, das zugleich Bündnispartner unseres Freundes USA ist, und von uns Anfang der Achtziger Jahre Leoparden erhielt) – wo sollte man anfangen, wo aufhören? Daher diskutieren, kritisieren wir innerhalb unseres Kulturkreises.
Kritik an Israel oder den USA zieht Interessierte aus ganz anderen, unerwünschten Lagern an.
Die wärmen sich gedanklich daran und sammeln eifrig “Munition” für ihre ureigensten Zwecke. In letzter Zeit zum Beispiel bekamen wir Besucher einer Webseite namens islamicrevolutionservice.wordpress.com
Auf deren Webseite werden unter dem Titel “Sieg der Revolution” und einem martialischen Logo, das kampfeswillige Dschihadisten zeigt, nicht minder kriegerische Sprüche etwa von Ajatollah Khomeini zitiert:
[…] Die Islamische Bewegung kann nicht nur auf ein bestimmtes Land beschränkt sein.
Auch nicht nur auf die islamische Welt. […]
oder
[…] Und sollten wir – In Scha´Allah – obsiegen, zum Erstarken und Sieg des Islam beitragen und überall, wo auch immer, erhobenen Hauptes sein und in allen Ländern, in allen Teilen der Welt, den Islam verwirklichen und sein Banner aufrichten können. […]
oder
[…] Ich hoffe,dass wir das Banner des Islam – das Banner der Islamischen Republik – in allen Teilen der Welt aufrichten können […]
Dazu gibt es Rubriken wie “smash Zionism” [zerschmettert den Zionismus] oder Bilder, die zum Krieg auffordern ” ‘Til I die” [= “until I die” – bis ich sterbe].
Zweifach ungebetene Gäste.
Ungebeten auf unserer Seite.
Ungebetene Gäste in unserem Land, die die hiesige Pressefreiheit, die es in deren eigenem Land nicht gibt, zu Hetzzwecken missbrauchen. Gäste, die weder mit unserer, noch mit der amerikanischen, noch mit der israelischen Art zu leben etwas anfangen können. Bitte, auch darin besteht unsere Freiheit: Ihr dürft wieder zurück gehen. Niemand hält Euch auf.
Die Web-Autoren dieser islamischen Revolution agieren unter anderem bitterlich gegen eine bekannte, nicht minder radikale deutsche Blog-Seite, die sich nur dem Namen nach als libertär gibt, da politisch nicht korrekt. In Wirklichkeit ähneln sich beide Seiten.
Die islamistische Seite verwendet leidlich zutreffende Basisinformationen, ist aber der Intention nach radikal bis fanatisch.
Die nicht korrekte deutsche Seite ist vielleicht etwas weniger radikal, bietet aber dafür unsäglich krude Pseudo-Informationen, Verschwörungstheorien und allerlei geistig Unverdautes an.
Bleibt zu hoffen, dass beider Reichweite nicht allzu groß ist.
Mir wäre ganz lieb, Innenminister Schäuble würde sich der ganzen Bandbreite dieser Phänomene widmen, und nicht nur den Popanz “Top-Terroristen” öffentlichkeitswirksam jagen.
— Schlesinger
PS. für IT ‘ler: Die islamistische Seite, die nicht übermäßig umfangreich ist, ist über sechs verschiedene IP-Adressen erreichbar, verteilt auf verschiedene A /B/C-Netze. Das macht man nicht ohne Grund.
Auf der Suche nach geeigneten Buchtiteln bin ich auf Dr. Udo Ulfkotte gestoßen. Er hat mehrere Bücher zum Thema radikaler Islam verfasst. Die Kritiken zu seinem Buch “Heiliger Krieg in Europa” fielen auffallend zwiespältig aus. Auf seiner Webseite “Akte Islam” findet sich der Grund dafür.
Eins vorweg: Radikale gibt es in allen Erdteilen, in allen Religionen, allen kulturell-sozialen Geschmacksrichtungen. Soll heißen: Ja, es gibt radikale Islamisten, und inzwischen nicht gerade wenig davon.
Doktor Ulfkotte aber möchte seine Brötchen offenkundig damit verdienen, den Islam und die Moslems als rundweg radikal darzustellen. So wie vor einigen Jahren der Junghistoriker Jonathan Goldhagen mit der dummen, aber gut verkauften These hausieren gehen konnte, die Deutschen seien von Grund auf latente Antisemiten. Goldhagen allerdings war ein netter Junge im Vergleich zu Ulfkotte:
[…] Terrorgruppe Hamas, die von vielen westlichen Medien gern wie eine Wohltätigkeitsorganisation verehrt wird.
Die Hamas hat ohne Zweifel terroristische Züge, aber noch nie habe ich davon gehört, dass sie von westlichen Regierungen als “Wohltätigkeitsorganisation verehrt” würde. Derart verzerrte Darstellungen dienen offenbar nur der Propagierung seiner Bücher.
” … ihr Interesse [aller Muslime] tendiert gen Null, wenn sie bedrängten Minderheiten beistehen könnten. Das ist (leider) flächendeckend ein Kennzeichen der islamischen Ummah – nicht einzelner Muslime. Es ist Teil des zur islamischen Kultur gehörenden Sozialverhaltens […] “
Das ist nun gar nicht mehr zu kommentieren. Herr Ulfkotte sollte vorsichtig sein, ob er nicht die Grenzen des Grundgesetzes überschreitet. Artikel 5 / Meinungsfreiheit besagt:
“Diese [Meinungsfreiheits-] Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.”
Wird einem Kulturkreis vorgeworfen, er sei von Haus aus intolerant, so ist das tendentiell eine Mißachtung der persönlichen Ehre aller Mitglieder dieser Kultur.
Dr. Ulfkotte und seine existierenden Pendants im islamischen Lager, die derart dumm-arrogant verfahren, bewirken nur eins: Sie hören aus dem Wald das heraus schallen, das sie zuvor hinein gerufen haben.
Udo Ulfkotte: Nur ein schriller islamophober Jihadist, kein Mahner aus der Wüste.