Der jüdische Professor für Geschichte David Myers von der University of Los Angeles (UCLA) beschreibt sich selbst als “Stammes-Jude”. Er will damit ausdrücken, dass er stolz ist auf seine Identität. Er hadert aber mit dem Zionismus. Er möchte nicht, daß seine Tochter über die “Stammesgrenze” heiratet.
Er hat einen konzentrierten Satz formuliert, der den Wert von jüdischer Assimiliation und von Antisemitismus zusammen fasst:
Ohne Assimilation würden die kulturellen Normen und Gewohnheiten der Aufnahmegesellschaft nicht aufgegriffen;
Aber ohne Antisemitismus wären diesem Integrationsprozess keine Grenzen gesetzt und die jüdischen Besonderheiten gingen verloren.
Unnötig zu sagen, aber Prof. Myers betont dabei, dass der Antisemitismus keine letalen Formen annehmen darf.
Ist das nun eine kluge oder doch nur eine triviale Zusammenfassung von Prof. Myers?
Die Gleichsetzung von Antisemitismus mit der uralten soziologischen Einsicht, dass es immer “die anderen” geben muss, um ein “wir” zu konstruieren, scheint gewagt. Oder sogar gefährlich?
— Schlesinger