Der Schriftsteller und überzeugte Zionist Arthur Koestler hat England in seinem Buch “Versprechen und Erfüllung” hart kritisiert.
Darin beschreibt Koestler die Vorgeschichte der Gründung Israels (vor 1948). England war seinerzeit Mandatsmacht in Palästina, eingesetzt vom Völkerbund.
Zionisten und Briten waren anfangs große Freunde, denn vom früheren britischen Außenminister Balfour stammte die gleichnamige “Balfour-Erklärung” (1917). Darin gab England das Versprechen ab, die Gründung eines jüdischen Staates in Palästina aktiv zu unterstützen.
Im Laufe der Jahre rückte England immer mehr von dieser Zusage ab.
Trotz des deutschen Massenmords an den Juden während des Zweiten Weltkriegs stemmte sich England mit militärischen und polizeilichen Mitteln gegen die versuchte Masseneinwanderung von Juden nach Palästina. Die Mandatsmacht steckte jüdischeEinwanderer in militärisch bewachte Internierungslager oder deportierte sie nach Zypern.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, in dem Juden an der Seite Englands kämpften, wurde aus der früheren Freundschaft offene Feindschaft. Der jüdische Untergrund in Palästina lieferte sich mit der englischen Mandatsarmee einen Abnutzungskrieg, der von beiden Seiten immer unbarmherziger geführt wurde.
Die jüdischen Freischärler verübten Attentate auf britische Polizeitstationen und stahlen Waffen aus britischen Depots. Dazu entführten und ermordeten sie britische Soldaten und Polizisten.
Die Engländer wiederum internierten zahllose jüdische Attentäter oder auch nur Verdächtige. Sie hängten zu Recht oder zu Unrecht Verurteilte, durchsuchten immer wieder ganze Siedlungen nach Waffen und Munition, und führten schließlich ein rigides Besatzungsregime unter Kriegsrecht.
Koestler machte England verantwortlich für den späteren Bürgerkrieg der Araber gegen die Juden. Seine These: Hätten die Engländer nichts gegen die Masseneinwanderung von Juden unternommen wäre aus arabischer Sicht vollkommen klar gewesen, dass die Araber nichts gegen die offensichtliche Überlegenheit der Juden machen können.
Auch deswegen ging Koestler mit den brutalen Maßnahmen des britischen Armee hart ins Gericht.
In Koestlers Worten: Die englischen Operationen
bestätigen nur die alte Erfahrung, dass eine Widerstandsbewegung, die auf der versteckten Unterstützung einer ganzen Nation beruht, nicht durch herkömmliche militärische Operationen geschlagen werden kann; allenfalls durch eine Politik der völligen Vernichtung.
[…]
[Die totale Ausgangssperre] war eine Maßnahme zur kollektiven Bestrafung, deren einziger Effekt darin bestand, die Zahl der Sympathisanten und Gefolgsleute der Terroristen zu erhöhen.
Das war auf die britische Besatzung gemünzt.
Aber was hätte Koestler zwei und drei und vier Jahrzehnte später gesagt, angesichts all dessen, was die israelische Besatzungsarmee gegen die Palästinenser unternommen hat und bis heute unternimmt?
— Schlesinger
Cit. aus: Arthur Koestler, Promise and Fulfilment, London 1983, p. 131, 148 (Übers. Schlesinger)
Photo: Arthur Koestler Von Eric Koch / Anefo – Nationaal Archief, CC BY-SA 3.0 Wikimedia