Für den israelischen Außenminister Avigdor Lieberman sind rauhe Zeiten gute Zeiten.
Deshalb ist er momentan ganz in seinem Element.
Lieberman, der ehemalige Türsteher aus Moldawien schlägt rhetorisch so zu, wie er wohl früher physisch zugeschlagen hat.
Inmitten der Welle von Gewalt nach der Verschleppung und Ermordung von drei israelischen Religionsschülern, dem anschliessenden mutmaßlichen Rachemord an einem palästinensischen Jugendlichen – er wurde offenbar von jüdischen Extremisten bei lebendigem Leib verbrannt – versucht Lieberman nicht etwa Wogen zu glätten, sondern gießt fässerweise Öl ins Feuer.
Die arabischen Israelis, die sich an Unruhen beteiligen seien Terroristen. Ihnen müsse durch harte Bestrafung das richtige Signal gesendet werden:
It’s good the police arrested the Arabs who rioted yesterday [in Israel’s north]. We now expect the justice system to also do its part decisively and, through harsh punishements, deliver a clear message to those who enjoy Israeli citizenship and act as terrorists […]
[they] do not belong in the state of Israel – and until that is resolved, their place is in jail.
Araber verstehen nur Gewalt
Ist das nicht das älteste topoi des Nahen Ostens: der jeweils andere versteht nur die Sprache der Gewalt? Ob sie Lieberman versteht, sei dahingestellt. Sprechen kann Lieberman die Sprache der Gewalt – fließend.
Die Vorsitzende der Meretz, Zahava Galon, urteilt vollkommen zurecht, dass Lieberman nur zum Haß zwischen Juden und Arabern aufstachelt:
inflaming hatred between Jewish and Arab citizens of Israel and, in so doing strengthening the winds of racism and nationalism.
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UPDATE
Der israelische Soziologe Moshe Zuckermann meint angesichts des aktuellen Gazakriegs (Operation Verteidigungslinie) über die seit längerem schwindende Bedeutung der israelischen Friedensbewegung:
Es sieht in der Realität noch viel düsterer aus. Denn weder innerhalb des Parlaments noch außerparlamentarisch hat das Friedenslager im heutigen Israel irgendwas zu bestellen. Netanjahu hat, so besehen, gesiegt und ist nicht von ungefähr zum dritten Mal gewählt worden. Und selbst wenn er abgewählt werden würde – sein Nachfolger würde nicht aus der linken oder linksliberalen Opposition kommen, sondern aus dem rechten, wenn nicht gar aus dem rechtsradikalen Lager. Lieberman stünde heute in Aussicht. Die Erbärmlichkeit der 100 bis 200 gegen den Waffengang auf dem Habima-Platz Versammelten widerspiegelt aufs Getreueste die Machtverhältnisse in Israels Politiklandschaft.