Avraham Burg gehört zu den prominentesten Bürgern Israels. Sein Vater Josef Burg konnte sich in letzter Minute aus Nazi-Deutschland retten. Burg senior hatte in allen Regierungen von David Ben-Gurion bis Schimon Peres hohe Positionen inne.
Avraham Burg war Mitglied der Knesset – des israelischen Parlaments – und eine zeitlang ihr Sprecher. Er ist Verfasser zahlreicher Bücher, die sich kritisch mit der politischen Entwicklung Israels oder dem Umgang mit dem Holocaust auseinander setzen.
Ich gehöre nicht mehr zu diesem Judentum
Das “Nationalitätsgesetz” hat für Burg das Faß zum Überlaufen gebracht. Das Gesetz aus dem Jahr 2018 erklärt Israel zu einem Staat der Juden. Damit werden nicht-jüdische Minderheiten zwangsläufig zu Bürgern zweiter Klasse gemacht. Das hatte auch der damalige Staatspräsident Reuven Rivlin kritisiert.
Avraham Burg hat nun einen radikalen Schritt getan. Er hat eine gerichtliche Eingabe an das israelische Personenregister gestellt, um seinen Eintrag als jüdischer Bürger Israels löschen zu lassen. Das ist ein nie dagewesener und unerhörter Vorgang.
Avraham Burg: Löscht mich.
Ich fordere keine radikalen Dinge.
Ich bitte nicht darum, als Araber registriert zu werden, oder als ich weiß nicht was.
Meine Bitte lautet: Ihr [d.h. der israelische Staat] habt den Sinn des jüdischen Kollektivs neu definiert.
Ich bin nach dieser Definition kein Teil des Kollektivs. Löscht mich.
Quelle: Haaretz
In Israel scheint man die Angelegenheit ignorieren zu wollen. Die Jerusalem Post schreibt in einem Sammelbeitrag, Josef Burg würde sich in seinem Grab umdrehen. Die Times of Israel hat in einem Beitrag von 2012 den Schluß gezogen, dass die Dynastie Burg mit den den Fehltritten Avrahams zu einem Ende gekommen sei. Etwas Aktuelles scheint die Times nicht anfügen zu wollen.
Die Linke in Israel ist so stark an den Rand gedrängt, dass jemand wie Burg dort als Spinner abgetan werden kann.
— Schlesinger
Photo: Screenshot eines Interviews von Burg mit JStreet