Wer wohnt schon freiwillig in einem Kriegsgebiet oder in dessen Nähe? Oder wer zieht schon freiwillig dorthin?
In Israel tun das einige, darunter viele Familien mit Kindern. Sie ziehen in Siedlungen, die sich in der Nähe des Sperrzauns zu Gaza befinden, manchmal in direkter Reichweite von Raketen und Mörsern der Hamas.
Leben im Kibbuz
Warum tun sie das? Immerhin gab es schon fürchterliche Vorfälle, in denen Bewohner solcher Siedlungen durch Raketenangriffe verstümmelt wurden. In diesem Jahr wurden viele Felder jüdischer Siedler in Brand gesetzt, weil Palästinenser jenseits des Grenzzauns Lenk-Drachen herüber steuern, die Benzin-Flaschen tragen.
Das scheint die Bewohner der Siedlungen nicht zu schrecken. Sie geben an, in einem Kibbuz leben zu wollen. Oder das familienfreundliche Klima zu schätzen. Oder die Mischung aus religiösen und nicht religiösen Bewohnern. Außerdem würde die israelische Armee für Sicherheit vor Gaza sorgen.
Bauzuschuss vom Staat
Ich meine der Hauptgrund liegt darin: Sie bekommen die Grundstücke vom Staat geschenkt, wenn sie näher als 7 Kilometer zum Grenzzaun von Gaza liegen. Dazu bekommen sie 100.000 Schekel direkten Zuschuss, das sind rund 15.000 Dollar.
Wer nimmt das gerne an? Natürlich diejenigen, die aufs Geld achten müssen.
Im Grunde ist das wie in der Zeit nach der Staatsgründung. Die ärmsten Zuwanderer – also die aus den nordafrikanischen Ländern oder den Staaten des Mittleren Ostens – wurden damals aus den Übergangs-Camps an grenznahe Siedlungen verschoben. Dort sollten sie eine Art lebende Schutzschilde sein. Damals hat man die Armen verfrachtet. Heute lockt man sie mit Scheinen dahin, wo man sie haben möchte. Ob der israelische Neubürger und Milliardär Roman Abramovich auch in die Nähe von Gaza zieht?
— Schlesinger
Photo: Flickr / Israelische Armee (CC BY-NC 2.0 Lizenz)