Der Brite Ken Loach ist seit langem einer der rennomiertesten Regisseure der Welt.
Einem großen Publikum ist er deshalb nicht bekannt, weil er sich seit jeher weigert, Produktionen im Hollywood-Stil zu machen.
Das tut seinen Filmen gut, und die meisten davon sind wahre Kunstwerke.
Man muß etwas Geduld mitbringen, bis sich die Geschichten und ihre Charaktere entfalten. Aber das Ergebnis lohnt immer.
KES zum Beispiel. Ein ruppiger junger Schüler aus problematischen Verhältnissen ist der Außenseiter seiner Klasse. Eines Tages findet er einen jungen Falken und nimmt ihn auf. Der Junge besorgt sich Bücher über Falkenerziehung und beginnt mit großer Leidenschaft, den Falken zu trainieren. Er nennt ihn Kes. Man bewundert den Willen des Kleinen, mit dem Falken zurecht zu kommen. Die Gewalttätigkeit des älteren Bruders verstört, die stets angespannte Situation in dem wenig begüterten Arbeitshaushalt erzeugt ein mulmiges Gefühl.
Ein insgesamt ruhiger Film mit beeindruckenden Szenen und hervorragenden Charakterstudien. Kein Hollywood-Ende, und dennoch wunderbar.
Nun zu “Brot und Rosen”.
Der Film bread and roses stammt aus dem Jahr 1999 und erzählt die Geschichte der jungen Mexikanerin Maya. Wie viele ihrer Landsleute versucht sie ihr Glück als Illegale in den USA.
Dort kann sie bei ihrer Schwester wohnen und findet durch ihre Vermitllung einen schlecht bezahlten Job als Reinigungskraft. Von Anfang an wird Maya mit den Problemen der annähernd rechtlosen Illegalen konfrontiert. Nach einigem Zögern und mehreren Überredungsversuchen durch einen jungen Gewerschaftsaktivisten – gut gespielt von Adrian Brody – schließt sie sich mit ihren Kolleginnen der Gewerschaft S.E.I.U. an. Damit beginnt ein schwerer Kampf um mehr Gerechtigkeit, der filmisch angemessen und dabei bisweilen auch humorvoll dargestellt wird.
Man ertappt sich dabei zu meinen, man befindet sich in einem Wahlkampf-Spielfilm zugunsten von Barack Obama. Die frisch organisierten Gewerkschaftler befeuern sich gegenseitig mit der spanischen Version von Yes we can – si se puede! Es wird von Hoffnung gesprochen und der Kraft, die aus der Gemeinschaft komt. Auch hier kein happy-end, aber wiederum ein typisches Werk von Ken Loach, der einem tiefere Einblicke ins Menschliche bietet, als das in den meisten Filmen der Fall ist.
Bread and roses von Ken Loach ist schon an sich sehr sehenswert, aber gewinnt zusätzlichen Charme durch den aktuellen Wahlkampf.
Si se puede!
— Schlesinger