Avraham Burg schrieb unlängst in der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) :
das israelische Volk ist blind, seine Ohren sind taub und seine Führer schlaff und schwach.
Dies ist genau eine dieser Situationen, in denen Gesellschaften dringend Rückmeldungen und Interventionen von aussen benötigen: um die Absurdität der Lage zu spiegeln und die Aufmerksamkeit auf den grossen Schaden zu lenken, den menschliche und politische Blindheit anrichtet.
Um Israel zu sagen, dass es unmöglich ist, als einzige Demokratie im Nahen Osten behandelt zu werden, während es gleichzeitig die letzte Kolonialmacht in der westlichen Welt ist.
Es ist weder antisemitisch noch antiisraelisch, diese Botschaften laut zu verkünden.
Im Gegenteil: Die Siedler, die Besetzer und ihre politischen Verbündeten – einschliesslich des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu – sind die wahren Feinde von Israels Zukunft.
Eine nicht geringer säkularer, demokratisch orientierter Teil der israelischen Gesellschaft lässt sich seit viel zu langer Zeit gängeln von einer konservativ-orthodoxen Minderheit, die ihre Vorstellung vom wahren Israel mit denkbar größter Motivation umsetzen will.
Dafür stehen die Chancen leider nicht schlecht. Denn oft wird aus einer entschlossenen Minderheit eine Mehrheit, wenn die Mehrheit passiv, ängstlich oder schlicht gleichgültig ist.
Avraham Burg war Sprecher der Knesset von 1999 bis 2003 und Vorsitzender der Jewish Agency sowie der World Zionist Organization.
— Schlesinger