Im Namen der Sicherheit ist vieles möglich.
Das mussten die amerikanische Architektin Nawja Doughman (25) und ihre Freundin Sasha Al-Sarabi (24) am Flughafen Ben-Gurion bei Tel-Aviv auf eindringliche Art erfahren.
Beide sind US-Staatsbürger. Ihre Eltern wurden 1948 im Zuge des “Unabhängigkeitskrieges” aus ihren Heimatstädten Haifa und Akko vertrieben.
Nawja wollte mit ihrer Freundin für 10 Tage durch Israel reisen. Für Nawja wäre es das dritte mal gewesen, für Sasha das erste mal.
Kurz nach der Landung wurden beide vom Inland-Sicherheitsdienst Shin Beth einem mehrstündigen Verhör unterzogen.
“Verhör” trifft es präzise. Denn eine freundliche Befragung war es nicht.
Dabei wurden Suggestivfragen gestellt wie “Fühlen Sie sich eher als Araberin oder als Amerikanerin?” Die Sicherheitsbeamtin fügte gleich hinzu: “Bestimmt fühlen Sie sich ein bisschen mehr als Araberin!”.
“Geht Ihr zur Al-Aksa-Moschee?”
“Warum kommst Du zum dritten mal nach Israel?”
“Warum reist Du nach Israel? Du kannst doch auch nach Venezuela, Mexiko oder Canada. Das liegt viel näher zu New York, und es ist viel billiger!”
Auf diese Frage erlaubte sich Nawja die Gegenfrage, ob es nicht auch Touristen gäbe, die mehrmals nach Israel kommen würden. Darauf die Shin-Beth-Frau: “Ich stelle hier die Fragen!”
Die Sicherheitsbeamtin klappte den PC auf, tippte die Adresse von Google-Mail ein und forderte Nawja auf, sich einzuloggen. Die war so eingeschüchtert und perplex, dass sie es tat. Die Beamtin las eine Reihe Mails durch, las Stellen daraus vor und suchte nach Begriffen wie “Palästina”, “Westbank” oder “International Solidarity Movement”. Aus den Mails schrieb sie eine Reihe von Adressen und Namen auf.
Anschliessend wurden Nawja und Sasha in einem Nebengebäude einem weiteren Verhör und einem body-search unterzogen. Bei der Aufforderung, auch ihre Unterwäsche auszuziehen brach Nawja in Tränen aus. Die Beamten drohten ihr zunächst an sie zwangsweise zu entkleiden, gaben ihr dann aber Ersatz-Unterwäsche. Die Inhalte der mitgebrachten Koffer wurden stückweise durchsucht, ebenso wie iPads und PCs.
Nach insgesamt acht Stunden Verhör und Durchsuchung wurden die zwei Frauen nach Frankreich abgeschoben.
Kriminelle Handlungen oder Rechtsverstöße wurden ihnen nicht zur Last gelegt.
Man will in Israel lediglich keine Leute im Land haben, die etwas gegen die Besatzung sagen oder sich möglicherweise an Demonstrationen beteiligen möchten.
Die Erfordernisse der “Sicherheit” bringen es dann mit sich, dass Frauen auch schon mal in Tränen ausbrechen. Das ist halb so schlimm.
Denn immerhin gibt es an den israelischen Checkpoints der besetzten Westbank auch hochschwangere palästinensische Frauen, die dort niederkommen müssen, oder Dialysepatienten, die komatös werden, weil ihnen der Weg ins Krankenhaus verwehrt bleibt.
— Schlesinger
Photo: The Wanderer, State 1 ( (c) Courtesy by Randall Stoltzfus)
Quelle: Der Beitrag über die zwei Amerikanerinnen folgt im Wesentlichen dem Artikel von Amira Hass (Haaretz)