Palästinensische Studenten in Sippenhaft

Wie das US Außenministerium bekannt gegeben hat, wurden die Fulbright-Stipendien für palästinensische Studenten in Gaza aufgehoben.

Die Fulbright-Stipendien sind das Flaggschiff des US Außenministeriums zur Förderung von ausländischen Studenten.

Sie wurden durch den Senator William Fulbright initiiert und 1946 durch Präsident Truman ins Leben gerufen.

Das Ziel des Stipendiats-Programms ist die Förderung des gegenseitigen Verständnisses zwischen den Vereinigten Staaten und Menschen anderer Länder:

The Fulbright Program, the U.S. government’s flagship program in international educational exchange, was proposed to the U.S. Congress in 1945 by then freshman Senator J. William Fulbright of Arkansas.

In the aftermath of World War II, Senator Fulbright viewed the proposed program as a much-needed vehicle for promoting “mutual understanding between the people of the United States and the people of other countries of the world.”

His vision was approved by Congress and the program signed into law by President Truman in 1946.

Die Begründung für die Aufhebung: Da der Gaza-Streifen von der Hamas kontrolliert würde und Israel das Gebiet deswegen abriegele, könne kein Student Gaza verlassen. Damit könne aber auch kein Studium aufgenommen werden.

Das ist ebenso pragmatisch wie hartherzig.

Rabbi Michael Melchior (Meimad-Partei), der Vorsitzende der Bildungs-/Erziehungskommission der Knesset, hat diese Politik mit klaren Worten kritisiert und von einer Kollektivstrafe gesprochen, die nicht jüdischen oder internationalen Standards entspreche:

This could be interpreted as collective punishment […]

This policy is not in keeping with international standards or with the moral standards of Jews, who have been subjected to the deprivation of higher education in the past.
Even in war, there are rules.

Melchior wandte sich an die Regierung und die Militärführung, um den Stundenten eine Ausreisegenehmigung zu erteilen. Bislang ohne Erfolg.

Die verweigerten Ausreisegenemigungen treffen im übrigen auch alle anderen Studenten, nicht nur Fulbright-Stipendiaten.

Sari Bashin von der israelischen Menschenrechtsorganisation Gisha verurteilt das schwächliche Einknicken Washingtons vor der Besatzungspolitik Israels:

The fact that the U.S. cannot even get taxpayer-funded Fulbright students out of Gaza demonstrates the injustice and short-sightedness of a closure policy that arbitrarily traps 1.5 million people, including hundreds of Palestinian students accepted to universities abroad.

Der Blogger Sabbah stellt analog dazu die rhetorische und nicht ganz von der Hand zu weisende Frage:

Dear friends, Remind me again why anyone in their right mind would believe that the U.S. can bring a lasting peace to the region when they can’t even get six U.S.-bound students past an Israeli checkpoint?

Belagerungszustand

Bis auf weiteres jedenfalls gilt die eiserne Position, wie sie vom Likud-Abgeordneten Yuval Steinitz vertreten wird.

Gaza stehe unter Belagerung und zurecht, daher sollten keine Studenten von dort irgendwo hingehen:

We are fighting the regime in Gaza that does its utmost to kill our citizens and destroy our schools and our colleges […]

So I don’t think we should allow students from Gaza to go anywhere.

Gaza is under siege [Belagerung], and rightly so, and it is up to the Gazans to change the regime or its behavior.

Sippenhaft: Sie ist ansonsten üblich in diktatorischen Regimes.

— Schlesinger

(Photo: William Fulbright)
(Grafik: Gisha)
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