Eine unbemanntes Aufklärungsobjekt (Drohne) ist in den israelischen Luftraum eingedrungen.
Dann wurde sie abgeschossen. So weit die “Erfolgsstory” der israelischen Armee.
Der Abschuß erfolgte aus “Sicherheitsgründen”, wie die Armee mitteilte.
Die schlechte Nachricht: Die Drohne flog 56 km tief nach Israel hinein, wofür sie beinahe eine halbe Stunde Zeit brauchte.
Die Luftabwehr hat entweder lange – zu lange – gebraucht, um zu einer abschliessenden Feststellung der Sicherheitslage zu kommen, oder sie hat schlicht geschlafen.
Das erinnert ein bisschen an den sogenannten Kreml-Flieger Matthias Rust, der seinerzeit die sowjetische Luftabwehr blamierte, weil er mit seinem Sportflugzeug das ganze Land durchflog, um auf dem Roten Platz zu landen.
Schon in den letzten Jahren sind vermehrt Drohnen in Israel eingedrungen, meist aus dem Libanon. Dort werden sie von der Hisbollah eingesetzt.
Da’oud schleudert seine Drohne
Seit den Zeiten des ersten israelischen Ministerpräsidenten Ben Gurion gilt in Israel das eherne Motto “security first“.
Die Sicherheit galt und gilt als gewährleistet, solange Israel über eine schlagkräftige Armee verfügt, die potentiellen arabischen Angreifern gegenüber stets überlegen ist.
Das traf zu im Unabhängigkeitskrieg 1948, im Suezkrieg 1956, im Sechstagekrieg von 1967, letztlich auch im Yom-Kippur-Krieg von 1973.
Das alte Rezept von der hochgerüsteten Armee zeigte sich erstmals untauglich im verlustreichen Libanonkrieg von 1982, sodann im Angesicht der Ersten Intifada von 1987. Im Zweiten Libanonkrieg von 2006 demütigten die militärisch hochmobilen Einheiten der Hisbollah den israelischen Goliath.
Gegenüber den Angriffen der Hamas und ihrer aus Schrott zusammen geschweißten Raketen versucht sich Israel mit einem vielen Hundert Millionen Dollar teuren Raketenabwehrsystem Iron Dome / Arrow zu wehren.
Die politischen Strategen in Israels Regierungen scheinen nicht begreifen zu wollen, dass kein noch so mächtiger Kriegsapparat die “moderne” Art der kleinteiligen Kriegführung besiegen kann.
Da’oud (arabisch für David) , so zeigt nicht zuletzt der Drohnen-Vorfall, hat inzwischen seine eigene Schleuder. Und es steht zu befürchten: Viele davon.
Solange Israel eine Politik betreibt, die alleine auf dem Recht des Stärkeren aufbaut – eine Politik, die seit dem Scheitern der Camp David Verhandlungen im Jahr 2000 von Ariel Scharon und seinen Nachfolgern Olmert und Netanjahu betrieben wird – wird es damit rechnen müssen, künftig immer mehr Steine abzubekommen. Nur haben die Steine inzwischen Flügel, elektronische Augen und können Sprengstoff tragen.
— Schlesinger
Photo: screenshot Video IDF / Haaretz