Nach dem bedauerlichen Tod eines unserer Busfahrer – er hat seinem Leben ein Ende gesetzt – kommt es zu Störungen im öffentlichen Nahverkehr in Jerusalem.
Die Störungen werden durch abwesende Busfahrer aus der arabischen Bevölkerung Ost-Jerusalems verursacht.
So lautet die Pressemitteilung* der israelischen Buslinie Egged vom 17. November.
Die Nacht zuvor wurde der 32-jährige Busfahrer Yussuf al-Ramuni erhängt aufgefunden. Ramuni hing im hinteren Teil seines Buses. Zum Zeitpunkt der Tat hätte seine Schicht begonnen. Der Bus stand noch im Depot.
Ramuni wurde gerichtsmedizinisch untersucht. Nach Darstellung der israelischen Polizei weist die Autopsie klar auf Selbstmord hin. Im übrigen sei ein arabischer Pathologe dabei gewesen und habe das Untersuchungsergebnis bestätigt.
Die arabische Bevölkerung in Jerusalem sieht eine andere Todesursache, und glaubt an eine Hinrichtung. Radikale jüdische Siedler hätten Ramuni aufgehängt. Das hat auch die offizielle Nachrichtenstation der Palästinensischen Autonomiebehörde gemeldet.
Der Vorfall hat die ohnehin explosive Stimmung in Jerusalem weiter angeheizt, nachdem jüdische Siedler in der Westbank in den vergangenen Monaten immer häufiger Moscheen vandalisiert und Palästinenser angegriffen haben und seit in der Stadt wieder erbittert um den Zugang zum Tempelberg gestritten wird.
Die rechts-konservative Jerusalem Post hat keinen Zweifel am Selbstmord des Fahrers und spricht von einem “Ansturm unbegründeter Vorwürfe” seitens der Palästinenser.
Kollegen des Busfahrers sprechen allerdings von Verletzungen, die sie am Körper des Toten gesehen haben. Und beteuern, dass Ramuni immer guter Dinge gewesen sei und keinerlei Grund für Selbstmord hatte.
Die palästinensische Nachrichtenagentur Ma’an gibt einen anderen Mediziner wider, der ebenfalls Zweifel am Selbstmord Ramunis aufkommen lässt. Offenbar waren dessen obere Rückenwirbel unverletzt, was bei Selbstmord durch Erhängen ungewöhnlich ist. Außerdem habe er Leichenflecke am Gesäß gehabt, aber nicht in den unteren Gliedmaßen, wo man sie beim Erhängen erwarten würde. Deshalb spricht dieser Mediziner von Tod durch Strangulieren. Soll heißen: Der Mann wurde zuerst erwürgt und dann aufgehängt, um Selbstmord vorzutäuschen.
An dieser Stelle kommt Benzion Gopstein ins Spiel.
Gopstein ist ein radikaler Sieder aus Kiryat Arba. Die Siedlung liegt direkt neben dem arabischen Hebron. In Hebron hatte im Jahr 1994 der radikale Siedler Baruch Goldstein ein Massaker an Arabern verübt. Goldstein hat 29 Betende erschossen und viele weitere verletzt. Benzion Gopstein, Mitglied des Gemeinderats von Kiryat Arba, der Stadt, aus der auch der Terrorist Goldstein stammte, hat Goldstein öffentlich gepriesen. Der habe sich stets an die Gebote gehalten. Goldsteins Vermächtnis”, sich an den “Feinden der Juden” zu rächen, werde man immer ehren.
Gopstein ist auch Gründer von Lehava. Diese Organisation richtet sich gegen Hochzeiten zwischen Juden und Arabern. Man geht nicht zu weit zu sagen, dass Gopstein ein Araberhasser ist. Auf einer Hochzeit wurde er gefragt, ob es in Ordnung wäre, wenn hier auch Palästinenser bedienen würden. Nein, gab Gopstein zurück, das sei eine Bedingung für seine Teilnahme: Keine Araber. Und falls nun doch Araber hier seien, wurde weiter gefragt? Dann sollten die sich am besten gleich ins nächste Krankenhaus begeben, gab Gopstein zufrieden lächelnd zurück (ca. ab 1:15 – Untertitel anzeigen lassen)
Gopstein hat in der Woche vor dem “Selbstmord” des Busfahrers Ramunis ein Photo von sich auf Facebook gepostet; er hält eine Rede und schwingt dabei einen geknüpften Strick. Genau so einen Strick, wie man ihn aus amerikanischen Western kennt, bevor der Schurke aufgeknüpft wird. Gopstein hat das Bild inzwischen gelöscht.
Gopstein war mit einiger Sicherheit nicht der Täter. Aber er hat eine fanatische Gefolgschaft, die das Zeichen mit dem Strick ganz sicher verstanden hat.
Nach dem Tod Ramunis sind zwei Palästinenser in eine Synagoge in West-Jerusalem gestürmt und haben fünf Menschen getötet. Ihre Tat, so haben sie bekundet, sollte die Ermordung Ramunis’ vergelten.
Dieser wahrhaft scheußliche Mord der fünf Menschen in der Synagoge wurde weltweit verurteilt. Auch von US Präsident Obama. Vom Busfahrer hat indessen niemand gesprochen, auch Obama nicht. Man darf annehmen, dass er nichts von der Vorgeschichte des Anschlags wußte. Wahrscheinlich nicht einmal seine Berater.
Der israelische Innenminister hat sich inzwischen für eine Lockerung des Gesetzes für Waffenbesitz eingesetzt, und sowohl Siedler wie auch die Regierung üben sich weiter in der Vorwärtsverteidigung:
18.11.2014: Ein jüdischer Siedler schießt in der Nähe von Ramallah einen 16-jährigen palästinensischen Jugendlichen nieder
19.11.2014: Die Regierung lässt das Wohnhaus desjenigen arabischen Attentäters von Bulldozern niederreißen, der letzte Woche israelische Zivilisten mit seinem Auto getötet hat
19.11.2014: In Nablus demolieren jüdische Siedler Fahrzeuge von Palästinensern
19.11.2014: Die israelische Armee verhängt eine Ausgangssperre in Nablus
19.11.2014: Jüdische Siedler verüben einen Brandanschlag auf ein arabisches Haus in der Nähe von Ramallah
Die dritte Intifada ist nur einen Steinwurf entfernt.
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* Following the regrettable death of an Egged bus driver, who ended his life, there are disruptions in the public transportation in Jerusalem,” the statement read. “These disruptions are due to the absence of drivers from the Arab population, from east Jerusalem.”