1948/49 fand der sogenannte israelische Unabhängigkeitskrieg statt.
In diesem Krieg hat Israel zwischen 750.000 und 800.000 arabische Palästinenser vertrieben. Rund 800 palästinensische Dörfer wurden entweder systematisch zerstört oder in israelische Siedlungen umgewandelt.
Versöhnungskommission der UN
Die Vereinten Nationen setzten eine Versöhnungskommission ein.
Diese Kommission führte von Januar bis November 1951 weitere Gesprächevor Ort mit allen vorherigen Kriegsparteien.
Der Auftrag der Kommission ergab sich vor allem aus der UN Resolution 194, in der er hieß:
Flüchtlingen, die in ihre Heimat zurückkehren und in Frieden mit ihren Nachbarn leben wollen, sollte dies zum frühestmöglichen Zeitpunkt gestattet werden, und es sollte eine Entschädigung für das Eigentum derjenigen gezahlt werden, die sich gegen eine Rückkehr entscheiden, sowie für den Verlust oder die Beschädigung von Eigentum, das nach den Grundsätzen des Völkerrechts oder der Billigkeit von den zuständigen Regierungen oder Behörden ersetzt werden sollte.
Quelle: UNWRA
Das bezog sich nicht nur, aber vor allem auf die palästinensischen Flüchtlinge.
Willkommene Kriegsgewinne
Die israelische Führung unter David Ben-Gurion hatte während des Kriegs erkannt, welche Chancen sich aus den enormen Kriegsgewinnen ergaben. Der junge Staat Israel war sowohl in Geld-, als auch in Platznöten. Viele jüdische Immigranten aus Europa und andernorts mussten untergebracht und versorgt werden.
Das enteignete Land, das beschlagnahmte Bankgeld und die entwendeten beweglichen Güter der arabischen Bevölkerung waren ein Geschenk des Himmels.
Die Versöhnungskommission machte in ihrem abschließenden Bericht unter anderem die Vorschläge
dass die Regierung Israels der Rückführung einer bestimmten Anzahl arabischer Flüchtlinge in dem Umfang zustimmt, der in die Wirtschaft des Staates Israel integriert werden kann und die in Frieden mit ihren Nachbarn leben wollen;
dass die Regierung Israels die Verpflichtung akzeptiert, als Entschädigung für das von den nicht zurück geführten Flüchtlingen zurückgelassene Eigentum eine Gesamtsumme zu zahlen, die auf der Bewertung des Flüchtlingsbüros der Kommission beruht;
Quelle: UN
Landraub so groß wie Thüringen
Die Kommission hatte dazu eine Schätzung der Verluste der palästinensischen Bevölkerung vorgenommen. Aus diplomatischen Gründen wurde die Vertreibung der Palästinenser nicht so benannt, sondern als “Flucht” beschrieben:
Nach Schätzungen beläuft sich das von arabischen Flüchtlingen verlassene Land auf 16.324 Quadratkilometer, von denen 4.574 Quadratkilometer bebaubar sind.
Diese Größe entspricht ziemlich genau der Fläche des ganzen Freistaats Thüringen.
Der Geldwert wurde von der Versöhnungskommission so angegeben:
Das Amt schätzte den Gesamtwert dieser verlassenen Flächen auf 100 Millionen palästinensische Pfund.
Das palästinensische Pfund hatte denselben Wert wie das britische Pfund. Die damalige Kaufkraft entspricht dem heutigen Geldwert von ungefähr 4,2 Milliarden Euro.
Israelischer Kriegsgewinn 2,5 mal so groß wie Staatshaushalt
Die Bedeutung dieses Zugewinns wird noch klarer, wenn man den Betrag von 4,2 Milliarden Euro dem damaligen israelischen Staatshaushalt für das Finanzjahr 1950/51 in Höhe von umgerechnet etwa 1,7 Milliarden Euro gegenüberstellt (damals 60 Mio. israelische Lira ~ 168 Mio. US Dollar).
Im Betrag der 100 Millionen palästinensischen Pfund sind die arabischen Bankkonten, die Israel damals eingefroren hat, nicht berücksichtigt.
Bis heute keine Entschädigung
Eine Wiedergutmachung hat Israel bis heute ebensowenig geleistet wie eine noch so bescheidene Rückführung palästinensischer Flüchtlinge. Statt dessen dienen Palästinenser seit damals als zumeist billige Landarbeiter und Bauhelfer in Israel und den von Israel besetzten Gebieten.
Bis heute unternimmt Israel alles um die damalige Geschichte umzudeuten. Die Leute sollen an die gefällige Mär glauben vom kleinen David, der vom großen Goliath angegriffen wurde und ihn besiegt hat. Daher sei Goliath für alles verantwortlich, was durch seine Attacke verursacht wurde.
Die israelischen Historiker haben diesen plumpen Versuch der Geschichtsfälschung seit langem und sehr gründlich widerlegt.
Vertreibung als geplante Strategie
Im Oktober 1941, also drei Monate nach dem Angriff Nazi-Deutschlands auf Rußland – verfasste David Ben-Gurion ein Memorandum über die künftige zionistische Strategie.
Darin schrieb er, dass die jüngsten Ereignisse in Europa zeigen würden, dass eine massive und gewaltsame Vertreibung von Bevölkerungen möglich sei.
Solche Vertreibungen seien der sicherste und praktikabelste Weg um das Problem nationaler Minderheiten zu lösen.
Aber der Zionismus müsse vorsichtig sein das zu propagieren. *
In diesem Geist – und in keinem anderen – führte der junge Staat Israel seinen “Unabhängigkeitskrieg”.
— Schlesinger
* Quelle: Benny Morris: Revisiting the Palestinian Exodus of 1948, S.45. In: Avi Shlaim / Eugene L. Rogan: The War for Palestine, Cambridge University Press 2001
Photo: Kopie eines Artikels der Palestine Post v. 7.4.1949