Auszug aus “Erfindung und Niedergang des Israelisch-Seins” des israelischen Soziologen Baruch Kimmerling:*
das [israelische] Schulsystem wurde seit seiner Begründung zum Zweck der Bildung der Nation benutzt.
Von Anfang an versuchte die Schule den “neuen Juden” zu schaffen, einen produktiven Pionier, der die Arbeit erobern sollte (das heisst sie von den Arabern nehmen), der das Land besiedeln sollte (das heisst es von den Arabern nehmen), und die Gemeinschaft beschützen sollte (vor den Arabern).
Selbst nachdem diese Ziele obsolet wurden fuhr das Schulsystem fort eine der Triebfedern des Weltbildes zu bleiben, das man bezeichnen kann als militaristisch-überlebensfokussiert. Dieses Weltbild dominiert die israelische Gesellschaft bis heute.
Original:
the school system has been mobilized from its inception for the purpose of nation-building.
The schools from the outset sought to create the “New Jew,” a productive pioneer who would “con-quer labor” (i.e., take jobs from Arab workers), settle the land (taken from the Arabs), and “guard” (shmira) the community (against the Arabs).
Even after these aims became largely obsolete, the school system continued to he one of the major socialization agents of the militaristic-survivalist worldview that dominates Israeli society in general
— Schlesinger
* aus: Baruch Kimmerling, The invention and decline of Israeliness, 2001, S. 211
Leseempfehlung: Diskriminierung an israelischen Schulen (Boell Stiftung) :
So veröffentlichte zum Beispiel Gideon Levy einen kritischen Kommentar, in dem er unter anderem bemerkte: „Oh, wie schön sind wir, wie aufgeklärt erscheinen wir uns selbst. Seht wie wir den Rassismus bekämpfen, unverzagt und kompromisslos. Und doch wird diese Schande in kürzester Zeit vergessen sein, und dann bleiben uns die vielen anderen Erscheinungsformen des Rassismus der Gesellschaft, gegenüber denen wir verschlafen gleichgültig bleiben. […] Es ist zum Beispiel kaum abzuschätzen, wie viele der selbstgerechten empörten Eltern bereit wären, ihre Kinder in eine Klasse zu schicken, in der die Mehrheit der Kinder äthiopischer Herkunft sind. Oder wie viele würden eine Wohnung an einen arabischen Studenten vermieten? […] Und wie viele Eltern sind über die nächtliche Selektion am [Eingang der] Klubs schockiert, in denen sich ihre jugendlichen Kinder vergnügen? Routinemäßig werden junge ‚andere’ ausgeschlossen – Äthiopier, Araber, Drusen, und manchmal auch ‚Mizrahim’ [aus nah- und mittelöstlichen Ländern stammende Juden]