Ehud Barak trägt jetzt einen Bart.
Sie erinnern sich an Ehud Barak? Er war einmal Ministerpräsident von Israel. Das ist schon ein paar Jahre her. Zu Zeiten von Bill Clinton. Nullerjahre.
Apropos Null: So viel kam damals heraus bei den sogenannten Friedensgesprächen von Camp David, im Jahr 2000.
Clinton wollte kurz vor Ende seiner letzten Amtszeit Frieden in Palästina machen, auf die Schnelle, mit lausiger Vorbereitung, mit einem kompromisslosen Ehud Barak und einem widerstrebenden Palästinenserführer Arafat, der vom US Präsidenten regelrecht zu den Verhandlungen genötigt worden war.
Dementsprechend ging alles den Bach runter. Dass Clinton und sein Duzfreund Barak dem Palästinenserführer die Schuld in die Schuhe geschoben haben, war allenfalls gut fürs Ego der beiden Verbündeten.
Schlecht war alles, was aus den verpatzten Gesprächen folgte: Die geradezu blutrünstige Zweite Intifada.
Barak war da schon abserviert. Kurzerhand plattgemacht vom “Panzer” Arik Scharon. Der Mörder von Sabra und Schatila wußte schon immer, wie man mit den Palis umgehen muss: Die verstehen nur die Sprache der Gewalt. Natürlich musste man sie erst reizen. Scharon wußte wie: mit seinem Marsch auf den arabischen Tempelberg, für den sich der Kriegsheld von 1000 Polizisten hat schützen lassen. Zuerst flogen nur Steine, aber in den Tagen und Wochen danach fielen Schüsse und schließlich explodierten Bomben. Endlich durfte Scharon seine High-Tech-Armee in Marsch setzen. Und wie sie marschierte! Das hätte Barak, der ehemalige General, wahrscheinlich auch gern gemacht. Frieden konnte er nicht, und Krieg ließ man ihn nicht mehr machen.
Ehud Barak hatte seine Chancen. Er hat nur die für den Krieg genutzt, nicht die für den Frieden.
Jetzt hat er sich einen Bart stehen lassen.
Das machen frustrierte ältere Männer gern, die von brutalen Zeitgenossen überrollt werden: Al Gore hat sich auch einen Bart zugelegt, nachdem er vom wiedergeborenen Christen, Ex-Säufer und Texas-Partyboy George W. Bush um den Wahlsieg betrogen wurde.
Vom bärtigen Barak hat man längere Zeit wenig gehört. Inzwischen nölt, jammert und stichelt er aber gegen Benjamin Netanjahu, ja, gegen diesen scheinbar bis in alle Ewigkeit weiter regierenden Ministerpräsidenten Israels.
Dieser Netanjahu war vielleicht nicht immmer en vogue.
Er ist es aber ganz bestimmt jetzt: Im diesem neuen Zeitalter der Chauvinisten à la Putin, Erdogan, Orban, Trumpp & Konsorten.
Sag dem Barak doch einer: Deine Zeit ist vorbei. Mach Urlaub.
Der Bart ist ab, für Dich ebenso wie für den Frieden in Deinem Land. Dir, Scharon, und Netanjahu sei Dank.
— Schlesinger