Zum Massaker von Deir Jassin, einem der frühesten Kriegsverbrechen Israels, sind erst jüngst neue Dokumente aufgetaucht.
Die “einzige Demokratie des Nahen Ostens” funktioniert zumindest in Teilbereichen.
Das erkennt man daran, dass Historiker oder Journalisten Fundstücke aus den Staatsarchiven auch dann publizieren können, wenn sie heikel sind. Genauer: Wenn sie israelische Kriegsverbrechen dokumentieren. Es kann freilich sein, dass sie dafür auf offener Straße angespuckt werden und ein gewisses Risiko für Leib und Leben eingehen.
Ob solche heiklen Informationen in der israelischen Bevölkerung Gehör finden oder eher unter die Rubrik Verrat fallen, steht auf einem anderen Blatt.
Einmal mehr hat die letzte links-liberale Zeitung Israels, die Haaretz, einen fürchterlichen Archiv-Fund der Öffentlichkeit bekannt gemacht.
Ich stellte sie gegen eine Wand
Im April 1948 überfielen jüdische Milizen das arabische Dorf Deir Jassin. Das geschah während des sogenannten Unabhängigkeitskriegs, kurz vor der offiziellen Staatsgründung Israels.
Diese Milizen haben an den wenigen dort befindlichen bewaffneten Arabern, aber vor allem an der Zivilbevölkerung ein Massaker begangen.
Das ist seit langem bekannt und es wurde früh darüber berichtet, wenngleich es in der damaligen zionistischen Presse zu einer Lappalie verharmlost wurde.
In den neuen Archiv-Funden wird allerdings das ganze Ausmaß der Gräuel von Deir Jassin benannt, so wie auch andere Grausamkeiten aus dem Unabhängigkeitskrieg unlängst bekannt geworden sind.
Einige jüdische Milizionäre haben in Briefen oder Tagebüchern niedergeschrieben, was sie damals getan oder beobachtet haben.
Der Soldat Yehuda Feder schrieb:
Ich tötete einen bewaffneten arabischen Mann und zwei arabische Mädchen von 16 oder 17 Jahren, die dem Araber halfen, der schoss.
Ich stellte sie gegen eine Wand und streckte sie mit zwei Salven aus meiner Tommy-Maschinenpistole nieder
Plündern und stehlen
Yehuda Feder schreibt weiter
Wir stahlen viel Geld, und nahmen Silber- und Goldschmuck an uns
Was Feder wahrscheinlich nicht wußte: Das Plündern und Stehlen war bei jüdischen Milizen und dem Vorläufer der späteren Armee, der Haganah, öfter anzutreffen als es der politischen oder militärischen Führung recht sein konnte.
Die Araber fliehen wie die Ratten
Yehoshua Zettler war Kommandeur einer Einheit des LECHI, einer der beteiligten Milizen. Er schrieb, die Araber würden wie die Ratten fliehen.
Und weiter, zur Zerstörung der Wohnhäuser:
Haus um Haus …
wir setzen Sprengstoff ein, und sie rennen davon.
Eine Explosion, und weitergehen, eine Explosion, und weitergehen,
und innerhalb weniger Stunden ist das halbe Dorf nicht mehr da.
Juden verüben ein Pogrom
Ein jüdischer Offizier aus dem Nachrichtendienst, der nach Deir Jassin beordert wurde nachdem die Kämpfe vorüber waren, fasste seine Eindrücke so zusammen:
Für mich sah es nach einem Pogrom aus. […]
Als die Kosaken damals in jüdische Viertel [in Rußland] einbrachen, dann hat das ungefähr so ausgesehen wie hier. […]
Mein vorherrschender Eindruck war, dass es ein Massaker war.
Lebendig verbrannt
Shragi Peled, ein anderer Nachrichtenoffizier, berichtete folgendes:
Als ich nach Deir Yassin kam, sah ich zuerst einen großen Baum, an den ein junger Araber gebunden war. […]
Sie hatten den Araber an den Baum gebunden und ihn verbrannt.
Albert Einstein über das Massaker von Deir Jassin
Wenige Tage nach den Gräueln schrieb Einstein an einen jüdischen Offiziellen in New York:
Einer dieser Kriminellen war Jitzchak Schamir, ein späterer Ministerpäsident Israels.
Die Mär von der moralischsten Armee hat damals nicht gestimmt, und sie stimmt heute nicht.
Kein bisschen.
Aber am Ende, an irgendeinem zukünftigen Ende wird Ruhe sein und Frieden, wie die Palestine Post schon damals wußte.
— Schlesinger
Teil I dieses Berichts über Deir Jassin finden Sie hier.
Dieser Beitrag gehört zur Serie Kriegsverbrechen Israels.
PS.: Wie so oft versagt die Schwarmintelligenz für Wikipedia auch in diesem Fall. Das Massaker heißt auf Wikipedia nur noch so, ist dort aber als ein normales Gefecht mit Nebenwirkungen dargestellt.
Photo: VeteransToday (gemeinfrei)