Die israelische Menschenrechtsorganisation B’Tselem berichtet aufgrund von Trockenheit und Versorgungsmängeln von einer immer schärfer werden Lage in der Trinkwassersituation der Westbank.
Die rund 50.000 Palästinenser in den Kleinstädten Bidu und Katana müssen ihr Wasser rationieren, weil die Wasserversorgung durch den israelisch-staatlichen Versorger Mekorot immer wieder unterbrochen wird oder auf so niedrigem Niveau erfolgt, dass der Wasserdruck in den Leitungen zum Erliegen kommt.
Nebenan, in der jüdischen Siedlung Har Adar, geht es den Siedlern in Bezug auf die Wasserversorgung so gut, dass sie ihren Rasen wässern und ihre Autos waschen. Daher haben sie einen Wasserverbrauch von rund 300 Litern pro Tag, im Gegensatz zu den Palästinensern, die mit 60 Litern irgendwie zurecht kommen müssen.
Die WHO geht von einer Minimumversorgung von 100 Litern aus.
Palästinenser in der besetzten Westbank dürfen keine Brunnen bohren, auch nicht auf ihrem eigenen Grund. Dafür ist eine Genehmigung der Militärbehörde erforderlich, die nur selten ausgestellt wird.
Wasserraub
“Israel deckt seinen Wasserbedarf heute zum großen Teil aus Vorkommen, die außerhalb seines Territoriums liegen oder entspringen. Die Hauptquellen israelischer Wasserversorgung liegen in den besetzten palästinensischen Gebieten und auf dem Golan: die drei Grundwasserbecken der West Bank, der Jordan und die Jordanzuflüsse Dan, Hasbani und Banias.
Nach der Besetzung der palästinensischen Gebiete wurden auch dort alle Wasserressourcen zu israelischem Staatsbesitz erklärt und dem Militärkommandeur bzw. später der Militärverwaltung unterstellt; seither wurde jegliche Entwicklung der Grundwassernutzung durch die palästinensische Bevölkerung verhindert.”
Wassernotstandsgebiete Westbank und Gaza
“Die Westbank liegt im Einzugsgebiet des größten Grundwasserspeichers der Region.
Dennoch verfügen die Menschen in den Palästinensischen Gebieten pro Kopf nur über eine Wassermenge von 70 Litern (Westbank) beziehungsweise 50 Litern (Gazastreifen) pro Tag.
Damit gehören die Palästinensischen Gebiete zu den wasserärmsten Regionen der Welt.”
Jimmy Carter wird von Israel oft dafür gescholten, dass er den Begriff Apartheitsstaat verwendet. Was ist die oben geschilderte Situation anderes, als eine Analogie zum weißen südafrikanischen master, der aus der Distanz mitleidlos und argwöhnisch auf die in den townships gehaltenen “Kaffer” schaute?
Diese Konstellation: Wassermangel auf der einen Seite, Überfluß bis hin zu zur Schau gestellter Verschwendung in unmittelbarer Nachbarschaft bedeutet für die Palästinenser nicht nur materielle Not, sondern Demütigung.
Sollte das eine Art Rache für jahrhundertelange Demütigung sein? Eine harte Rache, die zudem die Falschen trifft.
— Schlesinger
(Photo: MikeBlyth)