In Tel Aviv und andernorts protestieren hunderttausende Israelis gegen die sozialen Mißstände im Land. Dann gibt es eine Reihe von Terroranschlägen.
Offenbar hat es bei drei beinahe zeitgleichen Attacken im Süden Israels sieben Todesopfer gegeben.
Peter Münch von der Süddeutschen Zeitung berichtet über die Vorfälle, und gibt brav die Stellungnahmen von Verteidigungsminister Ehud Barak und der Armee wieder:
Nur wenige Stunden nach den Anschlägen bombardierte die israelische Luftwaffe im Gaza-Streifen Ziele in Rafah an der Grenze zu Ägypten.
Von dort aus sollen die Terroristen nach israelischen Berichten durch die Schmuggeltunnel auf den Sinai und weiter nach Israel gekommen sein.
Mehrere der Täter wurden gestellt und bei Feuergefechten getötet, erklärte die Armee.
Es gab drei Anschläge an drei verschiedenen Orten, alle gefassten Täter wurden erschossen und Israel bombardiert binnen Stunden Orte im Süden des Gazastreifens?
Aufgrund welcher Erkenntnisse erfolgte der Luftangriff? Hatten die getöteten Attentäter – sofern es sie gibt und es Palästinenser sind – rasch angegeben, woher sie kamen und was lohnenswerte Ziele für eine Bombardierung sind?
Kein Wort darüber, ob Palästinenser aus dem Gazastreifen überhaupt ein Motiv haben. Oder falls ja: Welche Palästinenser welches Motiv haben könnten.
Hamas: Kein Motiv für Anschläge
Die Hamas dürfte derzeit kein Motiv für Anschläge haben. Warum nicht? Sie will zusammen mit der konkurrierenden Fatah (Westbank) die Ausrufung Palästinas im September durch die Vereinten Nationen erreichen. Dazu hat sie sich vor kurzem mit der lange verfeindeten Fatah versöhnt.
Die Sache Palästinas muss für die Abstimmung vor den Vereinten Nationen möglichst günstig dargestellt werden. Mit Attentaten lässt sich das nicht erreichen.Das weiß Hamas. Die Bewegung mag radikal sein, aber ihre Führung ist nicht dumm.
Die israelische Zeitung Haaretz berichtet, Hamas sei noch immer auf der Suche nach den Männern der Abdullah Azzam Brigaden, die kürzlich zwei Grad-Raketen auf Ashdod und eine auf Sderot abgefeuert haben.
Insofern läge ein Motiv eher auf israelischer Seite: Gerade weil Attentate die palästinensische Seite schlecht aussehen lassen, ist das für den Widerstand Israels gegen die geplante Unabhängigkeitserklärung Palästinas von Vorteil.
Netanjahu polterte gestern abend:
Wenn Israel angegriffen wird schlägt es schnell und hart zurück.
Er hätte richtigerweise sagen sollen: “Wenn Israel angegriffen wird bestraft es Hamas, um eine Gegenreaktion zu bekommen”.
Dass sich die Abdullah Azzam Brigaden bereits zu den Raketen-Angriffen bekannt haben kümmert Netanjahu nicht. Genauer: Er ignoriert es, weil es dem Interesse nicht dient.
Heute morgen wurden sieben Einrichtungen der Hamas bombardiert.
Würde Hamas nicht mit Gewalt darauf reagieren wäre das eine schwere Enttäuschung für Netanjahu.
— Schlesinger
Photo: US Dep. of Defense (Wiki CC)
PS.: Der israelische Blogger Joseph Dana interpretiert ähnlich wie ich:
The speed at which Israel began airstrikes in Gaza without providing factual evidence of PRC’s involvement raises questions concerning the existence of a premeditated Israeli plan to launch a summer offensive against the population of Gaza. For the record, Hamas has publicly stated numerous times in the past 24 hours that it had nothing to do with the terror attacks in Eilat.
Lesenswert: Adam Kellers Beitrag, wie sich kurzerhand die politische Agenda in Israel geändert hat:
in one minute the agenda changed and the public mood changed into a state of emergency and war at the gate and in all communications media there was no more talk of social protests, nothing but terrorism and army and security issues.
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