“Wie viele Häuser besitzen Sie?” lautete die unangenehme Frage. “Ich weiß es nicht – das werden Ihnen meine Mitarbeiter sagen”, war die Antwort John McCains.
Vier, hieß es vom Stab. Das Magazin Politico kam nach ausgiebiger Recherche auf acht. Da kann man sich schon mal verzählen.
Meinetwegen kann McCain so viele Häuser besitzen wie er will oder sich leisten kann. Der springende Punkt ist nur der: McCain gibt sich gern als einfacher Mann vom Volk und bedient sich dabei kräftig aus der rhetorischen Truhe, auf der groß “Sozialneid” steht. Ich mit Euch gegen die Reichen.
Auf die Frage, wer reich sei, antwortete John McCain kürzlich in Manier eines braven Pfarrers, der nur die Tugend und nichts als die Tugend kennt oder wie einer frisch nach der Lektüre von “Bergpredigt für Anfänger”…
… reich sei nicht der, der viel Geld habe, sondern der, der ein reiches Leben mit seinen Kindern führe und sie gut erziehe:
“I define rich in other ways besides income, some people are wealthy and rich in their lives and their children and their ability to educate them. Others are poor if they’re billionaires.”
Das allerdings war schon seine Korrektur zu einer etwas anderen und erfrischend direkten Antwort, wenige Tage zuvor:
5 Millionen.
Reich ist, wer fünf Millionen oder mehr besitzt. Ach.
Natürlich hat Barack Obama das aufgegriffen. Und der Sprecher McCains hat in jesuitischer Manier – das soll bedeuten: Mit Worten, vorzugsweise mit sehr viel Worten, lässt sich alles erklären – wadenbeissend geantwortet, dass man sich das nicht anhören müsse von einem Millionär wie Obama, der von einem Urlaub aus Hawaii zurückgekommen sei und der von einem straffälligen Mann ein Haus erwarb und der sich über den Preis von Rucola Sorgen mache und der herablassend meinte, die Amerikaner hingen an Waffen und Gott und der … (ein Wunder, dass McCains Sprecher nicht bis Adam und Eva zurück ging):
“Does a guy who made more than $4 million last year, just got back from vacation on a private beach in Hawaii and bought his own million – dollar mansion with the help of a convicted felon really want to get into a debate about houses? Does a guy who worries about the price of arugula and thinks regular people ‘cling’ to guns and religion in the face of economic hardship really want to have a debate about who’s in touch with regular Americans?
Viel Worte, harter Gegenangriff, aber eben jesuitisch: Hart am Punkt vorbei, um zu tarnen und zu täuschen.
Denn wozu dieser Angriff, anstatt zu sagen, McCain hat doch Recht! Nein. Offenbar hat er “unrecht”, aber will sich nicht von einem anderen dafür kritisieren lassen.
Er hat nicht “unrecht”, weil er acht Häuser besitzt, sondern weil er den Anschein erwecken will, dass er sie sozusagen nicht besitzt. Aus irgendwelchen Gründen tut er sich schwer, sein Vermögen mit seiner Botschaft, die kleinen Leute genau zu verstehen, unter einen Hut zu bringen.
Reichtum und Verständnis für die “kleinen Leute” muss sich ja nicht zwingend ausschließen. McCain scheint aber zu meinen, dass die Leute doch meinten, es würde sich ausschließen. Also lässt er Nebelkerzen um seinen Immobilienbesitz werfen.
Cindy McCain übrigens wird als Erbin eines Bierimperiums auf ein Vermögen von 100 Millionen Dollar geschätzt.
McCain, der ursprünglich erklärter Gegner der Steuersenkungen George W. Bushs war, spricht sich seit geraumer Zeit dafür aus, die Steuererleichterungen dauerhaft zu machen. Das käme in der Praxis hauptsächlich den Besserverdienern zugute. Seine Begründung:
“Wealth creates wealth.”
Attac würde das vermutlich anderes formulieren: “Die Reichen werden immer reicher.”
— Bigdaddy
(Photo: © Roman Barelko - Fotolia.com)