Der angesehene und einflussreiche Boston Globe hat sich offen für zwei
Kandidaten ausgesprochen. Auf Seiten der Demokraten bevorzugt der
Globe Barack Obama:
“It is true that all the other Democratic contenders have more
conventional resumes, and have spent more time in Washington. But that
exposure has tended to give them a sense of government’s constraints.
Obama is more open to its possibilities.”
Seitens der Republikaner bekommt John McCain den Zuschlag:
“McCain’s views differ from those of this editorial page in a variety
of ways. Yet McCain’s honesty has served him well. As a lawmaker and
as a candidate, he has done more than his share to transcend
partisanship and promote an honest discussion of the problems facing
the United States. He deserves the opportunity to represent his party
in November’s election.”
Dem können wir uns nach derzeitigem Stand der Dinge fast anschliessen,
wäre da nicht der vielleicht allzu große Wunsch Obamas nach Versöhnung
und Ausgleich. Im November nächsten Jahres werden acht Jahre vergangen
sein, in denen Strukturen geschaffen wurden: Massive Steuervorteile für
die Riesen aus der Kohle-, Strom-, Nuklear- und Ölindustrie. Erleichterungen
bei Umweltschutzauflagen, weniger Beschränkungen für Schürf- und
Bohrrechte in Naturschutzgebieten. Solche Dinge gibt niemand freiwillig
aus der Hand. Barack Obama wird mit seinem Wunsch nach dem “runden
Tisch” vermutlich nicht weit kommen. Hier spricht sein Kontrahent Edwards
eine andere Sprache: Es müsse ein neuer F.D.R. (Roosevelt) her, der die
Rechte und die Großindustrie düpiert, um den dringend nötigen Ausgleich
zu schaffen. Wie meint der bekannte Kolumnist der New York Times, Paul
Krugman: “Anyone who thinks that the next president can achieve real change
without bitter confrontation is living in a fantasy world.”
Insofern variieren wir die Empfehlung des Globe: McCain / Edwards.
— Schlesinger