Gerade wurde ein Interview ausgegraben, das die irische Journalistin Carole Coleman im Jahr 2004 mit Präsident George W. Bush führte.
Zu dieser Zeit – zwar schon kurz nach den Enthüllungen von Abu Ghraib, aber noch keine Ewigkeit seit Beginn des Irakkriegs im März 2003 – befand sich Bush noch am Siedepunkt seiner krankhaften Selbstüberschätzung.
Carole Coleman wollte sich davon nicht beeindrucken lassen und stellte hartnäckig kritische Fragen.
Bush gab sich unter großer Anstrengung unbeirrt, wenngleich seine Stimme während der ersten Hälfte des Interviews vor Anspannung leicht bebte, und zeigte sich in vollendeter Arroganz.
Noch nie – auch nicht aus historischem Material – habe ich einen Präsidenten gesehen, der derart schablonenhafte Antworten mit einem anhaltenten, penetranten, juvenil-überheblichem Grinsen lieferte und sich darin gefiel, bei jedem leisen Versuch seiner Gesprächspartnerin nachzuhaken, wieder und wieder mit oberlehrerhaftem “let, let, let me finish, please, will you? and then you might follow up” dazwischenfuhr.
Die Antworten Bushs sind durchtränkt von Selbstgefälligkeit, Arroganz, schwülstigem pseudo-amerikanischem Sendungsbewußtsein, Naivität über das Maß, in dem arabische Staaten auf die Segnungen westlicher Demokratie warten.
Man muss nicht einmal alles dem Wort nach verstehen, was Bush von sich gibt, die wichtigere Aussage liegt ohnehin in der nicht-sprachlichen Ebene.
Ein von Anbeginn an kranker, gestörter Präsident:
— Schlesinger