Rick Warren ist eine feste Größe in klerikalen Kreisen. Seine “Saddleback Church” gehört zu den sogenannten Megakirchen und hat 23.000 Mitglieder. Der Einfluß Warrens reicht indessen weit über diese Mitgliederzahl hinaus.
Im ersten direkten Aufeinandertreffen tat sich John McCain leichter, die von Warren gestellten Fragen so zu beantworten, dass sie dem Publikum gefielen.
McCain, der mit dem georgischen Hitzkopf Saakaschwili auf gutem Fuß steht, konnte leicht punkten, indem er Rußland scharf kritisierte und dem freiheits- und demokratieliebenden Georgien gegenüber Treue schwur.
Dass Saakaschwili eine gehörige Portion zur Misere im Kaukasus beigetragen hat und ein in teilen unberechenbares naturell in einer so heiklen Region der Welt mit Vorsicht zu genießen ist, gehört für das amerikanische Publikum bereits zu diffizilen und damit unbeliebten Fragestellungen.
Einer wie Obama, der wenigstens ansatzweise zu differenzieren versucht, erscheint da als zögerlich und wenig entschlußfreudiger Grübler.
Ebenso verhielt es sich bei der Energie-Frage. Da machte McCain keinen langen Prozeß und forderte kurzerhand die seit längerem verlangte Aufnahme von küstennahen Öl-Bohrungen auch in Naturschutzgebieten. McCain wußte aus Umfragen, dass er mit dieser Position gut ankommen würde.
Obama, der sich inzwischen McCains Position angenähert hatte, holte auch hier zu längeren Ausführungen aus, die am zentralen Interesse der meisten Wähler vorbei ging: Sie wollen endlich wieder billiges Benzin.
Dass Obama beim Thema Abtreibung als Liberaler auch mehr Erklärungsbedarf hat als McCain, der Abtreibungen ablehnt, erleichtert nicht die Position Obamas.
Schließlich sollten die Kandidaten angeben, was in den letzten Jahren sie am meisten beschämt habe. Da sprach Obama ganz priesterlich von der Schande, dass es in den Vereinigten Staaten noch immer so viele in Armut lebende Familien gäbe.
McCain gelang zu dieser Frage ein veritabler Doppelschlag: Mit seinem Hinweis auf 9/11 und demfolgenden Versäumnis Bushs, eine nationale Solidaritätsbewegung ins Leben zu rufen – anstelle von dessen Aufruf zum Shoppen gehen – , zeigte er sich nicht nur als “wahrer Patriot”, sondern konnte sich auch plausibel von George W. Bush abgrenzen.
Wahltaktisch gesehen ein glatter Punktsieg für McCain. Nun muß sich zeigen, ob Obama klug darauf reagiert.
Obama hat natürlich erkannt, dass er relativ schlecht abgeschnitten hat und ist tags darauf zur Offensive übergegangen,
called the U.S. economy a disaster thanks to “John McCain’s president, George W. Bush,”
und nannte die Forderungen McCains nach küstennahen Bohrungen zutreffend als Ergebnis von Umfragen:
“McCain says ‘Here’s my plan, I’m going to drill here, drill now which is something he only came up with two months ago when he started looking at polling”
Am ehesten dürfte Obama erfolgreich sein, wenn er in den big points ebenso plakativ ist wie sein Gegner.
Folgerichtig stellt er McCain in das Bush-Lager:
“the same old folks that brought you George W. Bush. The same team.“
— Schlesinger
PS.: 12% der Amerikaner halten Barack Obama noch immer für einen Muslim.
(Photo: Tancread)