John McCain turns radical
Die stolzen, unabhängigen Zeiten des John McCain als “Maverick“, als eines jungen Stiers also, der noch keine Brandzeichen trägt, sind endgültig vorbei.
Der einstmals wilde Stier hat nicht nur seine Hörner abstossen, sondern sich inzwischen zum Ochsen kastrieren lassen durch die immer rigorosere Gängelung seiner republikanischen “Grand Old Party ” (GOP) und deren radikal-evagelikale Basis.
Wie hatte sich McCain fast im Alleingang gegen Bush und dessen desaströsen Irrweg in Sachen Folter in Guantanamo und andernorts gestellt und damals, im Jahr 2005, zumindest einen Teilsieg im Senat errungen. Das hat er inzwischen revidiert und steht ein für Sonderbefugnisse der Geheimdienste in Sachen “verschärfte Verhörmethoden”.
Radikalisierung durch Partei, Basis und Sarah Palin
Wie hatte McCain die Gefahren des menschengemachten Klimawandels erkannt und feierlich erklärt, hiergegen vehement vorgehen zu wollen. Nun steht seine potentielle Vizepräsidentin Sarah Palin an seiner Seite, die schlicht leugnet, dass es so etwas wie einem andropogenen Klimawandel gibt. Darüberhinaus setzt sie sich auch vehement für küstennahe Ölbohrungen ein und für die Ausbeute von Ölfeldern, die zum Teil in Naturschutzgebieten der äußerst empfindlichen alaskischen Tundra liegen.
Palin gefällt den Evangelikalen, da sie strikt “pro-life” ist und damit gegen jegliche Möglichkeit einer Abtreibung. Daher erregt ihre schwangere minderjährige Tochter kein größeres Aufsehen bei diesem Klientel, da Frau und Tochter Palin ihren Prinzipien treu bleiben – wenn schon nicht dem Prinzip der außerehelichen Enthaltsamkeit, so doch dem des uneingeschränkten Abtreibungsverbots. Sarah Palin – das fügt sich unschön zum Umstand der schwangeren Tochter – ist gegen Sexualkundeunterricht in der Schule.
Palin: Krieg im Irak ist Auftrag Gottes
Um nicht nur den Befürwortern des Irakkriegs zu gefallen, sondern insbesondere denjenigen, die darin einen religiösen Aspekt sehen, gab sie im Juni diesen Jahres zum Besten, dass der Irakkrieg im Auftrag Gottes geführt werde:
“Our national leaders are sending them [the troops] out on a task that is from God,” she said. “That’s what we have to make sure that we’re praying for, that there is a plan and that plan is God’s plan.”
Die Wahl von Sarah Palin – so zeigt sich inzwischen – ist keine Frage der Ergänzung für John McCain, sondern nur eine Frage der Radikalisierung.
Als Rudy Giuliani seine Rede lieferte, fand er gute Resonanz auf seine Appelle an die niedrigsten Instinkte. Obama bezeichnete er in Anspielung an dessen Sozialarbeitertätigkeit in Chicago herablassend als eine Art niedrigen Gemeindearbeiter und erhielt zum Dank häßlich-höhnendes Gelächter aus dem Publikum:
When Rudy Giuliani referred to Barack Obama’s past as a “community organizer” Wednesday, the crowd broke into ugly, patronizing laughter.
McCain ist Big Lazy O – O wie Oil
Oder, in der Formulierung von Carl Pope von Amerikas ältester und renommiertester Umweltschutzorganisation Sierra Club:
“One of the unbranded cattle — a wizened old maverick name John McCain — finally got roped [mit dem Lasso eingefangen].
Then they branded him with a big ‘Lazy O’ — George Bush’s brand, where the O stands for oil. No more maverick.”
McCain beginnt just in diesen Tagen ein radikales, erzkonservatives Publikum für sich einzuvernehmen – und die Wahl zu verlieren.
— Schlesinger
UPDATE 05.09.:
Man kann sich unschwer vorstellen, wie das Gespann McCain – Palin in der Arabischen Welt ankommt. Das könnte eine selbsterfüllende Phrophezeiung erster Güte werden. McCain sieht den Islam als Staatsfeind Nummer 1, die arabische Welt ginge im Falle eines Wahlsiegs McCains auf Distanz und beides würde sich im Negativen ergänzen.
Die Middle East Times titelt dazu, der arabischen Welt fröstele es bei diesem Duo:
McCain-Palin Ticket Chills Arabs, Muslims
AMMAN — With the U.S. presidential elections just two months away, many Arabs and Muslims are increasingly worried that a victory for another conservative Republican administration will exacerbate the tensions [die Spannungen verschlimmern] and turbulence that have followed the Sept. 11, 2001 attacks on the United States.
- Mehr Brisantes vom Parteitag hier: “Its not over yet, but…”
- Obama liegt aktuell mit 50% Stimmen deutlich vorne
(Photo: jessamyn)