Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero ist ein no-name. Zumindest für John McCain.
In einem Interview mit einem spanischen Sender konnte er offenkundig nichts mit dem Namen Zapatero anfangen. Seiner Antwort nach zu schließen hat er ihn zunächst in Mittelamerika verortet.
Frage: Let’s talk about Spain, if you are elected President would you be willing to invite Prime Minister José Luis Rodríguez Zapatero to the White House to meet with you?
[Statt konkret auf Spaniens MP Zapatero einzugehen, weicht er mit einem Verweis auf Mexikos Präsident Calderon aus:]
McCain: I would be willing to meet with those leaders who are friends and want to work with us in a cooperative fashion. And by the way President Calderon of Mexico is fighting a very very tough fight against the drug cartels… I attend to move forward with relations and invite as many of them as I can, of those leaders, to the White House.
Frage: Would that invitation be extended to the Zapatero government, to the President, itself.
[Na ja, antwortet McCain, da müsse er einen ernsthaften Blick auf die Beziehungen werfen und die Prioritäten bewerten … aber er wisse ganz genau, wie man beides mache]
McCain: Uhh.. I honestly have to look at the relations and the situations and the priorities but I can assure you I will establish closer relations with our friends and I will stand up to those who want to do harm to the United States of America. I know how to do both.
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Das ganze hat vielmehr den Anschein, als wisse er gar nicht, was es mit dem spanischen Verbündeten auf sich hat, der immerhin 2000 Soldaten an der Seite der amerikanischen Truppen kämpfen ließ.
Für die seltsamen Antworten McCains hat es verschiedene gewichtige Erklärungsversuche zur Be- wie auch einige schwache zur Entlastung gegeben.
Fest steht:
Der sich für seine außenpolitische Expertise stets rühmende McCain hat mit seinen Äußerungen in Spanien gehörigen Flurschaden angerichtet.
Die große Tageszeitung El Pais formulierte es im Gegensatz zu anderen Zeitungen zurückhaltend. Im besten Falle zeige sich die Ignoranz McCains gegenüber Ministerpräsident Zapatero:
In the best-case scenario, [his answer] demonstrates his ignorance with respect to Zapatero.
Der außenpolitische Berater von John McCain, Randy Sheuneman, hat nun gegenüber der Washington Post erklärt, McCain liege nichts an einem Treffen mit Zapatero.
Das würde nicht nur eine Verschärfung in der Tonlage im Vergleich zu Präsident Bush darstellen, der die Beziehungen zu Spanien via Condoleezza Rice zuletzt beruhigen ließ, nachdem Zapatero in 2004 den Truppenabzug Spaniens aus dem Irak ankündigte.
Es würde auch eine Abkehr McCains von seinen eigenen Äußerungen aus diesem Frühjahr bedeuten, hatte McCain doch El Pais gegenüber erklärt, er möchte mit Spanien wieder zu einem Einvernehmen kommen:
This is the moment to leave behind discrepancies with Spain.
Alzheimer?
“ist eine neurodegenerative Erkrankung, die in ihrer häufigsten Form bei Personen über dem 65. Lebensjahr auftritt.”
John McCain wurde heuer 72 Jahre alt.
Die Erkrankungshäufigkeit steigt zwischen dem 70.ten und 75.ten Lebensjahr um das Doppelte von 3 auf 6%. Von den Warnzeichen, mit denen sich Alzheimer ankündigt, lassen sich bei John McCain bislang keine feststellen.
Im übrigen hat die Journalistin, die das Interview durchgeführt hat, angemerkt, McCain habe wohl schon verstanden, um wen es ging, er habe einfach nicht antworten wollen.
Alzheimer als Ablenkungsthema
Aber Alzheimer ist hier gar nicht das Thema. Rechte Medien und Blogs (auch in Deutschland) werfen sich empört und zugleich rührend in die Brust und nehmen McCain vor Alzheimer-Verdächtigungen der ach so niederträchtigen, amoralischen Linken in Schutz.
Sie tun so, als würden sie die Antworten McCains analysieren, indem sie sagen, es sei ein kluger Zug von ihm gewesen, ausweichend zu antworten.
Sehr amüsant. Ging es im Interview um den Kaukasuskonflikt? Ja, da hätte McCain zeigen können, wie man sich klug und diplomatisch verhält. Das hat er nicht getan, sondern munter drauflosgepoltert.
Aber nun, im Fall Zapateros, taktiert er plötzlich “klug”, indem er keine Stellung bezieht, ob er ihn einladen will oder nicht? Nochmals: nachdem er im Frühjahr ausdrücklich sagte, er wolle die Beziehungen zu Spanien verbessern…
Die reaktionären Blogger schweigen sich aber zum heiklen Punkt aus, welche Politik McCain eigentlich betreibt, wenn er die Agenda gegenüber NATO-Mitgliedern verschärft und gestern dies, heute jenes sagt.
Kein Alzheimer. Sondern “nur” willkürliche Sprunghaftigkeit. Hardliner-Wichtigtuerei.
Nur ein weiteres gefährliches Steinchen im kriegsheldenhaften Mosaik namens McCain.
— Schlesinger
PS.: Und dabei ist Viva Zapata McCains Lieblingsfilm!
(Grafik: amazon.de, Montage TAB) (Photo: CharlesFred)