Der irakische Ministerpräsident Nouri Al-Maliki hat dem US Oberbefehlshaber im Irak, General Petraeus, widersprochen. Petraeus hatte vor zwei Tagen im Senat seine Sicht der Dinge im Irak dargelegt.
Petraeus hatte bekanntlich eine Pause bei der Truppenreduzierung gefordert, um die bisherigen Erfolge in der militärischen Stabilisierung nicht zu gefährden. US Botschafter Ryan Crocker, der bei den Senatsanhörungen ebenfalls vorgetragen hatte, deutete sogar auf eine jahrelange Fortführung der amerikanischen Militärpräsenz hin.
Petraeus erhielt volle Unterstützung von Präsident Bush, der ihm “alle Zeit der Welt” gewähren will, um den vorgeblichen Erfolgskurs weiter zu führen.
In einem 20-minütigen Telefonat habe Al-Maliki Präsident Bush darauf hingewiesen, dass die irakischen Sicherheitskräfte sehr wohl in der Lage seien, die Stabilität im Land aufrecht zu erhalten.
Dies teilte ein Berater Al-Malikis im Anschluß an die Telefonkonferenz mit, wollte aber anonym bleiben, da er keine Authorisierung zur Wiedergabe des Gesprächs habe:
Iraqi security forces are capable of carrying out their duties and US troops should be pulled out as the situation permits
Maliki sei auch nicht glücklich über die Darstellung Petraeus’, der Iran bilde die paramilitärischen schiitischen Milizen im Iran aus.
Ganz offenkundig hat Maliki ein Interesse daran, gegenüber den USA mehr Freiraum zu gewinnen, um damit auch den schiitischen Kräften im Land zu signalisieren, dass er nicht am Gängelband von Petraeus oder Bush geht.
Im Mai vergangenen Jahres betonte Präsident Bush, die USA seien auf Einladung der irakischen Regierung im Land.
Im übrigen hielt Bush einmal große Stücke auf Maliki – bevor der anfing, immer öfter Widerspruch einzulegen:
I [Bush] saw firsthand the strength of his [Maliki’s] character and his deep determination to succeed, to build a country that can sustain itself, govern itself, and defend itself.
Da Maliki nun offenbar einen rascheren Abzug der US-Truppen befürwortet, könnte Bush dies akzeptieren. Er könnte den Truppenabzug einleiten, zumal Maliki nach Bushs eigenen Worten ein starker Charakter ist, der den Aufbau des Landes meistern kann.
Seinen Gastgegeber, Herr Präsident, sollte man nie verprellen.
Vielleicht stößt Bush in Arabien deshalb auf wenig Gegenliebe: Er respektiert einfach die arabischen Regeln der Gastfreundschaft nicht.
— Schlesinger
(Photo: Nouri Al-Maliki)