Irans Präsident Machmud Achmadinejad hat Barack Obama in einem Brief zu seinem Wahlsieg gratuliert.
Die iranische Opposition begrüßte diesen Schritt, wohingegen Konservative harsche Kritik übten. Als man jedoch erkannte, damit nur weiteren oppositionellen Kräften Auftrieb zu geben, verebbte die Kritk im Laufe des Wochenendes.
Obama hielt sich in seiner ersten Pressekonferenz dahingehend bedeckt und meinte kurz, er müsse den Brief erst lesen, um darauf eine angemessene Antwort geben zu können. Aus amerikanische Sicht tat er gut daran, denn im Brief stand unter anderem, die USA müssten “anstelle der ungerechten Politik der vergangenen 60 Jahre allen Völkern volle Rechte geben wird, besonders den Menschen in Palästina, Irak und Afghanistan.” Eine uneingeschränkte Annahme seitens Obama käme einem Schuldeingeständnis für 60 Jahre US Außenpolitik gleich. Nice try , könnte man insofern zum iranischen Brief sagen.
Während Achmadinejad vielleicht darauf spekulierte, Obama durch diese Geste – verbunden mit einer kleinen Fußangel – sogleich ins Stolpern bringen zu können, ging die Rechnung zuhause in jedem Fall nicht auf.
Da im Schreiben andererseits ein grober Vorwurf fehlt, muss man die Möglichkeit einräumen, es könnte sich um einen zwar mehrdeutig formulierten, aber dennoch ernst gemeinten, zaghaften Annäherungsversuch handeln.
Im Iran stehen für den Juni Wahlen an, wobei der frühere Präsident Mohammad Khatami als wahrscheinlicher Herausforderer Achmadinejads gilt.
Nachdem sich der iranische Präsident lange durch seinen Gegner Präsident Bush profilieren konnte, könnte er nun einiges von einer Annäherung an Washington versprechen. Und das nicht nur aus freien Stücken:
“60 unabhängige iranische Wirtschaftsexperten haben am Wochenende in einem offenen Brief die Politik von Staatspräsident Mahmud Ahmadinejad scharf kritisiert. «Sein Konfrontationskurs mit dem Rest der Welt» sowie seine «fehlgeleitete Wirtschaftspolitik» käme den Iran teuer zu stehen.”
So etwas kommt vor Wahlen besonders ungelegen.
— Schlesinger