Unter der Dusche wird einem klar, daß es eine weise Entscheidung von Al Gore war, sich nicht als Kandiadat für die nächste Präsidentschaftswahl aufstellen zu lassen.
Er hätte nur verlieren können: Die Vorwahlen gegen Obama und Clinton vermutlich mangels “Frische”, dann gegen my-friends-all-will-become-fine–McCain die Wahl, aber spätestens als Präsident gegen die Angewohnheit, den Lebensstil seiner Landsleute, Ressourcen zu verschwenden, wo immer es nur geht.
Was wäre aus einem Umweltschutz-Nobelpreisträger geworden, der die einfachsten Dinge nicht hätte durchsetzen können, weil sie dem seit Jahrzehnten gewohnten „way of life“ widersprechen?
Bestenfalls ein Papiertiger, ein Versager, vielleicht sogar ein Lügner in manchen Augen.
Schalentiere zum Angeben
Natürlich sieht man auch noch heute jede Menge dieser riesigen Hummer Geländewagen (die zivile Luxusvariante des breiten US Army Fahrzeugs) , oder „Dodge“ und „GM“ Pickups, auf deren Ladeflächen sich bequem ein Kleinwagen transportieren ließe, auch wenn in der eigentlichen Kabine nur zwei Leute Platz haben. Das sind alles riesige Schiffe mit viel glänzendem Metall und protzigem Zierrat, neben denen sich selbst die auch nicht gerade mickrigen BMW X5 oder Porsche Chayenne Geländewagen deutscher Bauart eher bescheiden ausnehmen. Das protzige Äußere der Riesengefährte (so ein Luxus „Dodge RAM“ kann laut Werbespot bis zu 600 PS haben) täuscht darüber hinweg, daß die Motoren längst technisch veraltet sind und keinem der neuen europäischen Effizienz- oder Umwelt- Standards entsprechen.
Trotz eines für US Verhältnisse astronomischen Preises von 3.2$ / Gallon (etwa 65 Euro-Cent pro Liter) gibt es immer noch unglaublich viele solcher Fahrzeuge im Straßenbild, aber inzwischen auch genügend dieser (vorwiegend japanischen) Kleinwagen. Anscheinend, so erzählte mir ein Amerikaner bei Essen, ist der hohe Spritpreis mittlerweile gerade für die vielen schlecht Verdienenden ein ernsthaftes Problem. Sie wohnen wegen der hohen Mieten meist an der Peripherie oder ganz auf dem Land und sind somit auf ihr Auto angewiesen, da hier der öffentliche Verkehr nur in der Stadt gut ausgebaut ist, jedoch nicht an der oft über viele Dutzend Kilometer ausufernden Peripherie.
Duschen und Toiletten Modell Niagara
Warum das unter der Dusche klar wird? Ganz einfach, sie hat nur einen großen Hebel, mit dem sich die Temperatur des Wassers, nicht aber die Menge einstellen läßt, so daß sich immer ein wahrer Sturzbach von Wasser auf einen ergießt.
Dazu kommt, daß es keine Handbrause gibt, sondern nur einen fest in etwa 1.9m montierten Duschkopf, so daß es tatsächlich einen Sturzbach von Wasser braucht, um auch noch die Füße mit einer angenehmen Wassermenge zu versorgen – eine unglaubliche Verschwendung.
Bei den Toiletten wird ein Prinzip verwendet, bei dem für jedes Pippi zwei Putzeimer Trinkwasser gespült werden. Eine Sparschaltung ist nicht möglich, da immer das ganze Klobecken mit Wasser aufgefüllt wird, das dann durch einen starken, in den Siphon einschießenden Wasserstrahl leer gesaugt wird. Das braucht nicht nur für den Spülkasten mindestens 20 Liter, sondern auch noch 10 für’s Klobecken.
Lichtschalter als Fingertoaster
Im Hotelzimmer sucht man vergeblich nach einem Lichtschalter, es gibt nur einen fürs Badezimmer und einen für den Eingangsbereich. Alle vier Stehlampen, mit denen der Hauptraum beleuchtet wird, haben nur winzige Drehschalter direkt unterhalb der Gühbirne, so daß man als Ungeübter immer riskiert, beim Ausschalten die Finger an der heißen Birne zu verbrennen. Natürlich wird also der Durchschnittsgast, der sich weder im Dunkeln durch den Raum tasten, noch seine Finger an der Glühbirne braten will, diese einfach anlassen, wenn er den Raum verläßt. Aber was soll’s, Strom ist hier ja wirklich nicht teuer.
Obwohl, das hat sich inzwischen etwas geändert. Früher lief die Kimaanlage im Hotelzimmer toujours. Betrat man es nach dem Einchecken erstmalig, war man im Kühschrank. Zumindest in meinem Hotel ist das aber nicht so, die Steuerung verfügt über einen auto-mode, der die Anlage eher selten aktiviert, und die bei der Ankunft tatsächlich abgeschaltet war.
Welcome in Japan
Die Zimmerwand an der Außenfassade hat keine 20cm Dicke, wobei sicher 4-5cm hohle Wandverschalung sind, und das in einem Hotel, das durchaus nicht billig ist und über gehobene Zimmermöbel in Leder und Massivholz verfügt. Dass so eine dünne „Pappwand“ kaum isoliert, leuchtet ein. Aber wozu auch, schließlich läßt sich die Klimaanlage so weit aufdrehen, bis einem eine steife Brise um die Ohren weht. Die Klimaanlage wird die erforderliche Heiz- oder Kühl- Leistung schon aufbringen!
Leben bei 15° Grad Raumtemperatur
Wegen des feuchtwarmen Klimas in Houston hatte ich kurzärmelige Hemden eingepackt, war aber dann in den Konferenzräumen des Hotels sehr froh darüber, daß mir der Dresscode einen Anzug mit Jackett beschert hatte, sonst hätte ich ernsthaft gefroren. Es hatte vielleicht 15-17°C, je nach Abstand zur Klimaanlage, obwohl draußen fast 25°C herrschten. Ein riesiges Hotel wird völlig sinnlos auf eine nicht nur mir unangenehme Kälte herunter gekühlt. Sodann werden alle Getränke – mit einer unglaublichem Menge Eiswüfel versetzt – knapp über dem Gefrierpunkt gereicht. Vielen Amerikanern scheint allerdings das Leben bei 15°C von Kindheit an vertraut zu sein, sie sitzen da in kurzärmligen Hemden, manche Gäste, die nicht zur Konferenz gehören, sogar in kurzen Hosen und trinken große Gläser Eistee, der fast nur aus Eiswürfeln besteht.
Bei den anwesenden Frauen herrscht ein sehr femininer „Businesslook“ vor, bestehend aus dünner Bluse, kurzem Rock und hohen Sandalen (draußen ist ja Sommer!), in denen Frau barfuß steht – ich wäre längst erfroren in so einem Aufzug!
Ich lass’ mir jetzt erst mal einen schönen heissen Kaffee aus dem Automaten!
— laser
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(Photo: Flickr CC-license)