Die amerikanischen Veteranen des Irak- und Afghanistankriegs von VetVoice.org (Veteran’s Voice – Stimme der Veteranen) hatten gegenüber dem letzten Präsidenten George W. Bush eine erbitterte Opposition eingenommen.
Barack Obama hat unlängst seine Afghanistan-Strategie vorgestellt. Die Veteranen sind nicht nur dafür, weil Obama die Lage in Afghanistan “wirklich kapiert” (he “gets it”) sondern unterstützen sie mit einer Petition.
Jon Soltz*, einer der Mitbegründer von VetVoice.org, begründet seine Haltung wie folgt:
- Das Militär allein kann es nicht richten
der Präsident erkennt, dass der Krieg gegen den Terrorismus vielmehr erfordert als nur eine Erhöhung der Truppen. Der Präsident sagte:”Um die Sicherheit, Chancen, und Gerechtigkeit nicht nur in Kabul, sondern auch in den Provinzen zu verbessern, benötigen wir Landwirtschafts-Spezialisten, Lehrer, Ingenieure und Juristen. Sie alle tragen direkt zur Sicherheit bei. … und sie sparen uns auf lange Sicht eine enorme Menge an Geld, weil es wesentlich billiger ist einen Polizisten auszubilden um ein Dorf zu schützen oder einem Bauer bei der Aussaat zu helfen als unsere Truppen eine Dienstzeit nach der anderen zu schicken ohne dass die Verantwortlichkeit auf die Afghanen übergeht.”Das ist, so Soltz, ein zentraler und wichtiger Aspekt für die Strategie in Afghanistan. Die Aufbauhilfe in Afghanistan ist der beste Weg um sicherzustellen, dass die Afghanen nicht so verzweifelt sind, sich den Radikalen anzuschließen.
- Der Krieg in Afghanistan erfordert den Blick auf die ganze Region
Klug und praktisch sei auch das Angebot des Präsidenten in Richtung Pakistan. Für die nächsten fünf Jahre stehen jährlich 1,5 Milliarden Dollar zur direkten Unterstützung der pakistanischen Bevölkerung bereit, um unter anderem die Entwicklung in den Grenzregionen zu fördern. - Verhandlungen mit Teilen des Feindes
das ist vielleicht der wichtigste Punkt, dass President Obama die ursprüngliche Wunschvorstellung aufgegeben hat, in Afghanistan eine Demokratie zu errichten, und sich statt dessen auf das ursprüngliche Ziel konzentriert, den Terrorismus zu bekämpfen.
Ein wichtiger Teil in dieser Strategie besteht darin, mit den gemäßigten Fraktionen innerhalb von Al-Quaida zu einer friedlichen Übereinkunft zu gelangen. So sagte der Präsident:
“”There is an uncompromising core of the Taliban. They must be met with force, and they must be defeated. But there are also those who have taken up arms because of coercion, or simply for a price. These Afghans must have the option to choose a different course. That is why we will work with local leaders, the Afghan government, and international partners to have a reconciliation process in every province. As their ranks dwindle, an enemy that has nothing to offer the Afghan people but terror and repression must be further isolated. And we will continue to support the basic human rights of all Afghans – including women and girls.”
Und ich, so Soltz, könnte es nicht besser sagen.
Unterstützung erhielt Obama auch von deutscher und europäischer Seite:
Die Bundesregierung und deutsche Außenpolitiker haben die neue Afghanistan-Strategie des US-Präsidenten einhellig begrüßt. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) nannte die Pläne “ein kraftvolles Signal für eine neue gemeinsame Anstrengung der internationalen Gemeinschaft”. Am Rande des informellen Treffens der EU-Außenminister […] hob Steinmeier insbesondere den “starken Akzent auf der erforderlichen Balance zwischen zivilen und militärischen Anstrengungen” hervor.
Anerkennende Worte fanden auch Jürgen Trittin und Fritz Kuhn von den GRÜNEN für die “massive Aufstockung ziviler Maßnahmen”. Sie mahnten allerdings an, die deutschen Zusagen für eine massive Aufstockung der Polizeiausbilder zu halten.
Washington wünscht sich eine erhebliche Aufstockung der afghanischen Armee. Anvisiert ist eine Größe von 400.000 Mann. Momentan hat sie eine Größe von nur 90.000 Mann. Bis 2011 soll sie auf 134.000 anwachsen. Der Umfang der höheren Polizeibeamten ist mit 80.000 nahe der Sollzahl von 82.000.
Dass sich die USA stärker auf Afghanistan konzentrieren müssten, bekräftigt Obama nicht nur mit der geplanten Entsendung von weiteren 17.500 Soldaten, sondern mit der Entsendung von 4000 Ausbildern der Eliteeinheit 82. Luftlandedivision. Bislang wurden die Ausbilder meist durch die weniger gut ausgebildete Nationalgarde gestellt.
Nicht zu unterschätzen sind die mit dieser Strategie verbundenen zusätzlichen Belastungen für das amerikanische Budget. Bislang wurden für den Afghanistan-Krieg 118 Milliarden ausgegeben. Die derzeitigen monatlichen Kosten von 2 Milliarden dürften sich bis auf weiteres um 60% erhöhen. Dem stehen allerdings die Einsparungen auf irakischer Seite gegenüber.
In Verbindung mit den jüngsten Gesprächsanbahnungen mit dem Iran – erstmals seit 30 Jahren findet eine Kontaktaufnahme zwischen Iran und NATO statt – scheint dieser Kurswechsel in die richtige Richtung zu gehen.
— Schlesinger
(Photo: Army.mil)
* Jon Soltz, Co-Founder and Chair of VoteVets.org, is a leader of the Iraq and Afghanistan Veterans community and is originally from Pittsburgh, Pennsylvania. From May to September 2003, Soltz served as a Captain during Operation Iraqi Freedom, deploying logistics convoys with the 1st Armored Division. During 2005, Soltz was mobilized for 365 days at Fort Dix New Jersey, training soldiers for combat in Afghanistan and Iraq. He also served his country with distinction in the Kosovo Campaign as a Tank Platoon Leader between June and December 2000. Soltz is a graduate of Washington & Jefferson College with dual degree in Political Science and History. He has completed graduate work at the University of Pittsburgh Graduate School of Public and International Affairs.
Jon Soltz has quickly become one of the most authoritative voices on veterans issues and military issues. He has been interviewed by national outlets such as the Associated Press, Washington Post, New York Times, Los Angeles Times, TIME, Newsweek, among others, and in dozens of local outlets.
** Petitionstext:
We the undersigned support President Obama’s multi-faceted approach to regaining the upper-hand in fighting al Qaeda in the real front against terrorism – in Afghanistan and Pakistan.
The President sees Afghanistan as a war that must be fought on a number of levels. Yes, militarily, but also with heavy diplomacy and political negotiation, and humanitarian assistance. Each of those were lacking during the last administration, and the result was a situation that devolved largely into chaos. Most importantly, this President has given up the pipe dream of setting up a European-style democracy in Afghanistan, and instead has refocused our goals on a more urgent mission – protecting America and the world from terrorism.
President Obama is setting our efforts in Afghanistan on the right course, by appointing a special envoy, Richard Holbrooke, to the region, and recognizing the importance of non-military means in stabilizing troubled spots. At the same time, he is sending desperately needed reinforcements that our troops on the ground need to responsibly and securely undertake their mission. This is a clear, balanced, and intelligently formulated plan.
The President knows that the war against terrorists requires much more than just throwing troops at the problem. We strongly support the President’s approach to our efforts in the region, and believe they will result in a stronger and more secure America.