Wer dachte, beim Bühnenstück „Democratic Candidate for President 2008“ würde nach dem denkwürdigen Monolog Barack Obamas zur Rassen-Frage und der turbulenten Szene mit Hillary Clintons Bosnien-Heckenschützen der ruhigere Part aufgeführt, hat sich getäuscht.
Ruhiger Wahlkampf war vorgestern: Die entstandene Pause wird kurzerhand von den Demokraten genutzt, die das Bad in der Menge bislang noch nicht geniessen durften.
So hatte es sich wohl der demokratische Senator Bill Nelson aus Florida gedacht und den Vorwahlkampf seiner Partei einfach mal als Schweinerei bezeichnet:
“If ever we’ve had an example of a mess, it’s this one, and I don’t think there’s anybody in America that is satisfied with this presidential nominating process.”
Damit war allerdings nicht der Hickhack der beiden Kandidaten gemeint, sondern der Ausschluss der Delgierten aus Florida und Michigan vom Parteitag, weil diese beiden Staaten entgegen dem Einspruch der Partei ihre Vorwahlen vorgezogen hatten.
Howard Dean, der Vorsitzende der Demokraten, konterte umgehend.
Noch am selben Tag wie Senator Nelson bezog Dean in einem CNN-Interview Stellung und machte unmißverständlich klar, was dieser Vorwahlkampf wirklich bedeutet: Fortschritt.
„It’s actually done much better than we have in the past.
Look, people are so excited in places like Texas and Ohio and Pennsylvania and North Carolina, where they’ve never had a chance in 30 years to say who they want for president.
We’ve had African-Americans, Hispanics, Native Americans, Asian-Americans, for the first time, participate in an early presidential state that mattered“
Anschließend griff Dean das Motiv Nelsons auf und versprach, dass die bislang ausgeschlossenen Delegierten aus Florida und Michigan auf dem Parteitag Ende August stimmberechtigt seien, sobald man sich mit den Kandidaten darauf geeinigt habe.
Bleibt abzuwarten, ob diese Zusage Nelson zufriedenstellt und ob sie sich einlösen lässt. Das fiele mutmaßlich zugunsten von Hillary Clinton aus, was Barack Obama wenig gefallen dürfte.
Die Beobachter des Wahlkampfs der Demokraten jedenfalls werden bei einer so munteren Partei bis zum vorläufigen Finale dieses Mehr-Akters am 22. April in Pennsylvania bestimmt keine Langeweile verspüren.
Dafür sorgen neben den Kandidaten auch Nelson & Co.
Die Partei wird dadurch schon nicht zusammenbrechen. Meint zumindest Howard Dean.
— Gastbeitrag von SAS
(Photo 1: Bill Nelson)
(Bild 2: Howard Dean)