Der Inbebriff der Griechischen Tragödie:
Niemand hat schuld.
Jeder folgt seinen ehrenhaften Motiven.
Dennoch endet es in der Katastrophe.
Jeder kennt die derzeitige, fast tragische Lage der Demokratischen Partei.
Clinton und Obama verfolgen ihr legitimes Ziel, die Kandidatur zu gewinnen.
Für die Partei ist es momentan ein deadlock.
John McCain profitiert davon.
Er enthält sich als elder statesman jeglicher Häme.
Das ehrt ihn einseits und ist andererseits doch nichts anderes als politische Klugheit.
Immerhin.
Wir haben in unserem Blog die Meinung vertreten, Hillary sollte zum Wohl der Partei aufgeben.
Aber das scheint illusorisch. Macht macht stärker abhängig als Opium.
Einmal mehr wird in den US Medien der Name des ehemaligen Vizepräsidenten Gore genannt.
Er soll es richten.
Sie verzeihen, dass ich mit dieser Variante sympathisiere, auch wenn ich sehe, dass sie äußerst unwahrscheinlich ist.
Joe Klein, Kolumnist des TIME Magazins, kann sich die Kombination Gore – Obama gut vorstellen:
“Al Gore. Pish-tosh [bääh], you say, and you’re probably right. But let’s play a little.
Let’s say the elders of the Democratic Party decide, when the primaries end, that neither Obama nor Clinton is viable [lebensfähig].
Let’s also assume—and this may be a real stretch [das würde wirklich einiges erfordern]—that such elders are strong and smart enough to act.
All they’d have to do would be to convince a significant fraction of their superdelegate friends, maybe fewer than 100, to announce that they were taking a pass on the first ballot at the Denver convention, which would deny the 2,025 votes necessary to Obama or Clinton. [Würden also 100 Superdelegierte nicht abstimmen, würde keiner der beiden Kandidaten die erforderliche Stimmzahl bekommen]
What if they then approached Gore and asked him to be the nominee, for the good of the party—and suggested that he take Obama as his running mate?
Of course, Obama would have to be a party to the deal and bring his 1,900 or so delegates along.
I played out that scenario with about a dozen prominent Democrats recently, from various sectors of the party, including both Obama and Clinton partisans.
Most said it was extremely unlikely … and a pretty interesting idea.”
Assistiert wird Klein vom Abgeordneten des Repräsentantenhauses Tim Mahoney (D – Florida). Der orakelte kürzlich:
“If it (the nomination process) goes into the convention, don’t be surprised if someone different is at the top of the ticket”
Eine höchst interessante Idee. Sie erlauben, dass auch ich träumen möchte. Bitte. Ja?
UPDATE 31.03.: Träume sind Schäume. In einem Interview auf CBS meinte Al Gore vorgestern, er glaube kaum, dass er jemals wieder für ein Amt kandidieren werde. Statt dessen kündigte er eine 300 Millionen Dollar schwere Kampagne für den Klimaschutz an.
Zu Frage, wen der beiden demokratischen Kandidaten er unterstützen möchte, gab er ausweichende Antworten. Er wolle auch nicht als Vermittler zur Verfügung stehen:
Speaking to 60 Minutes’ Lesley Stahl on Sunday, former Vice President Al Gore said that Democratic presidential candidates Barack Obama and Hillary Clinton are courting his endorsement. And many Democrats are looking to the former standard-bearer to help end the increasingly bitter Democratic primary fight. But Gore said “I’m not applying for the job of broker.”
— Schlesinger
(Photo: © Andy Dean - Fotolia.com)
UPDATE (03.04.):
Kürzlich hat Barack Obama geäußert, er würde Al Gore gerne in führender Funktion im Weissen Haus sehen. Was Gore sicherlich nicht machen wird, ist einen Kabinettsposten anzunehmen. Das wäre eindeutig unter Wert verkauft. Das macht nur ein Wolfgang Schäuble, der einmal als Bundespräsident gehandelt wird, und dann doch wieder nur einen Ministerjob annimmt. Man sieht, was dabei herauskommt. Könnte Gore nochmals das Amt des Vizepräsidenten annehmen? Das wäre noch am ehesten denkbar. Am wahrscheinlichsten scheint uns, dass er – wenn überhaupt – eine Art Sonderbeauftragter wird. Warum? Weil Gore mit seinen ureigensten Projekten und seinem Einstieg bei Kleiner & Perkins Freiräume braucht, die ihm reguläre Posten eher nicht bieten.
PS.: Sie erinnern sich an den hervorragenden Bestseller “Mit aller Macht” (“Primary Colors”), der von dem Autoren “Anonymous” verfasst und mit John Travolta in der Hauptrolle verfilmt wurde? Es ging um die Schilderung des damaligen Vorwahlkampfes von Bill Clinton (mit Hillary Clinton an seiner Seite). Es wurde nach dem Erscheinen des Buches lange gerätselt, wer mit so großem Insiderwissen schreiben konnte. Erst einige Zeit später kam heraus, dass es Joe Klein war, der offenbar über beste Kontakte zum Wahlkampfteam von Bill Clinton hatte…. Aktuell wie eh und je, sehr lesenswert!